Zum 70. Geburtstag von Kurt Russell
Leben mit der Schlange
Es gibt eine Reihe von Dingen, die diesen Schauspieler wohl ein Leben lang begleiten werden: Da ist zum Beispiel die Beziehung zu Goldie Hawn, die, obwohl die Boulevardpresse häufig spekulierte, sicher niemals in einer Ehe münden wird. Da ist die merkwürdige Tatsache, dass sein Name wohl der einzige eines Hollywood-Stars ist, der immer und immer wieder falsch geschrieben wird: mit nur einem "l" am Ende nämlich. Und nicht zuletzt ist da mit "Die Klapperschlange" ein Film, der Kult-Status erlangt hat und seinem Hauptdarsteller bis heute eine weltweite Fangemeinde einbrachte: Kurt Russell spielte Snake Plissken, einen eiskalten Outlaw - die Rolle seines Lebens. Aber auch das ist schon 40 Jahre her. Heute, am 17. März, wird Kurt Russell 70 Jahre alt.

Bescheiden gibt sich Russell, wenn er sich an die Anfänge seiner Karriere erinnert. In den 60-ern spielte er für Disney in einer Reihe von TV-Serien ("keine von denen war ein Erfolg"), vor allem aber auch in einigen Filmen, unter anderem an der Seite von Charles Bronson und Elvis Presley, dem er als Elfjähriger vor laufender Kamera ans Schienbein treten durfte. 17 Jahre später war es der Regisseur John Carpenter, der Russell, zwei Jahre nach dem Tod des "King", die Hauptrolle in dessen Biografie anbot. 1979 begann die Karriere des erwachsenen Darstellers, die zwei Jahre darauf mit eben jener "Klapperschlange" ihren ersten Höhepunkt erreichte. Erfolgreiche Produktionen wie "Stargate", "Backdraft" oder "Vanilla Sky" sollten folgen. Doch mit jenem Snake Plissken, dem er ein so einzigartig tragisches Leben verlieh, wurde er Teil der Popkultur aus jener Zeit.

Niemals mehr Snake Plissken

Es ist ein Film, der ihn bis heute verfolgt. Zumal es 1996 eine Fortsetzung mit "Escape From L.A." gab. Eine Comicreihe kam auf den Markt, die von der Szene mit Begeisterung aufgenommen wurde. Bereitwillig spricht Russell über diese eine Rolle, die ihm selbst mehr als die meisten anderen bedeutete, weiß er doch, dass sie den Grundstein für seine Laufbahn in Hollywood legte. Das Kostüm hat er sich aufgehoben, samt der markanten Augenklappe. Und mit dem Regisseur John Carpenter ("Kurt ist zurzeit der beste Schauspieler in der Branche") verbindet ihn bis heute eine tiefe Freundschaft. Einige weitere Filme machten sie gemeinsam, darunter "Das Ding aus einer anderen Welt" (1982) und "Big Trouble in Little China" (1986).

Warum es ausgerechnet jener Snake Plissken ist, auf den er bis zum heutigen Tag weltweit angesprochen wird, kann er erklären: "Glauben Sie mir, Snake Plissken würde mit Ihnen nie etwas zu tun haben wollen. Mit Ihnen nicht, mit mir nicht, mit John Carpenter nicht. Mit niemandem", formulierte Russell in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur teleschau. "Ich glaube, das ist ein Gefühl, das viele Männer immer mal wieder in sich tragen. Jeder fragt sich irgendwann, ob es nicht besser wäre, wie eine Insel zu sein in diesem Leben. Einfach nur mal seine Ruhe zu haben, die vollkommene Kontrolle über sein eigenes Schicksal zu besitzen. Das hat natürlich etwas Anziehendes."

Dennoch: Ein dritter Film kam für Russell trotz vieler anderslautender Meldungen nie infrage. "Ach, wissen Sie, ich entstamme einer Generation, die der Idee von Fortsetzungen nicht viel abgewinnen kann. Früher hast du als Schauspieler, wenn du einen erfolgreichen Film gedreht hast, das Interesse in Hollywood geweckt, das mit dir dann andere, neue Geschichten erzählen wollte. Heute geht es darum, sogenannte Franchises zu erschaffen." Angebote habe er immer wieder für Fortsetzungen erhalten. Für "Tombstone" (1993) zum Beispiel und viele andere Filme. Er sagte sie alle ab. Nur eine Ausnahme machte er noch: Im Netflix-Weihnachtsabenteuer "The Christmas Chronicles" spielte er 2018 keinen Geringeren als Santa Clause. Ende 2020 kehrte er hier für ein Sequel zurück, in dem auch seine Lebensgefährtin Goldie Hawn als "Mrs. Claus" zu sehen ist.

Neu entdeckt von Quentin Tarantino

Bei den Dreharbeiten zu "Swing Shift" traf Russell 1984 auf Goldie Hawn. Seine erste Ehe mit der Schauspielerin Season Hubley war längst am Ende. Zusammen mit der sechs Jahre älteren Goldie Hawn hat er einen gemeinsamen Sohn Wyatt, der die Familientradition (auch Kurts Vater war Schauspieler) fortsetzt. Dabei war Wyatt eine große Eishockeykarriere prognostiziert worden. Doch die musste er aufgrund einer Verletzung beenden. So war er in den vergangenen Jahren in einigen kleinen Filmen und Serien als Schauspieler zu sehen. Vor wenigen Tagen wurde er Vater ... und Kurt Russell Großvater. Im September 2019 hatten Wyatt Russell und die Schauspielerin Meredith Hagner in Goldie Hawns Anwesen in Aspen im US-Bundesstaat Colorado geheiratet.

Mag sein, dass sich Vater Kurt (mit seiner Ex-Frau hat er einen weiteren Sohn) durch Wyatt an seine eigene Vergangenheit erinnert fühlt. Profi-Baseballspieler wollte er werden, war auf dem besten Wege dorthin. Doch eine Schulterverletzung machte auch ihm einen Strich durch die Rechnung. "Es hat wohl so kommen sollen."

Dass Kurt Russell nach eher dünnen Jahren im vorgerückten Alter noch weitere große Erfolge vergönnt waren, liegt vor allem an einem: Quentin Tarantino, einem erklärten Fan der "Klapperschlange" und ihres Hauptdarstellers. Gemeinsam drehten sie mit "Death Proof" (2007), "The Hateful Eight" (2015) und "Once Upon a Time in Hollywood" (2019) drei Filme.

Winzer Kurt

Was nun noch kommt - mit 70? Kurt Russell macht es von den Angeboten abhängig. "Das Buch muss mir gefallen", sagt er und ergänzt lächelnd: "Ich habe so viele Filme gemacht, ich muss im Grunde nicht arbeiten." Zumal sein Hobby einen Großteil seiner Zeit in Anspruch nimmt. Als Winzer feiert er beachtliche Erfolge. Während des Drehs zu "Death Proof" erkundete er über Wochen hinweg das Santa Barbara County in den Weinbergen von Santa Rita Hills - sein Interesse war geweckt.

Ein guter Freund stellte ihm Peter und Rebecca Work vor, beide Winzer aus Leidenschaft. Ob er es ernst meine mit der Lust auf den Wein, fragten sie ihn. "Ja", lautete die Antwort. Als er erfuhr, dass die beiden vom Schauspieler Kurt Russell noch nie etwas gehört hatten, war er sich sicher: Hier, in den Rita Hills, sollte eine neue Aufgabe beginnen, ein neues Glück seinen Anfang nehmen. Unter dem Label "GoGi" verkauft Kurt Russell heute vor allem Pinot Noir und Chardonnay.

Von Kai-Oliver Derks

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