"The Queen"-Regisseur Stephen Frears wird 80
Der Menschelnde
Wenn ein europäischer Regisseur nach Hollywood wechselt, kann so einiges schiefgehen. Nicht so bei Stephen Frears. Den Briten zog es Anfang der 90er-Jahre über den Atlantik, und in Los Angeles drehte er dann einige seiner besten Filme. "Grifters" etwa, in dem er John Cusack und Anjelica Huston zu Hochform aufspielen ließ. Wenig später dann "Ein ganz normaler Held", eine Satire über einen von Dustin Hoffman gespielten Kleinkriminellen.

Frears' Filme waren immer sehr genaue Milieustudien, der mitfühlende Blick auf seine mitunter arg strauchelnden (Anti-)Helden der Kern seines Schaffens. Gelernt hatte Frears das Filmemachen, das bei ihm so viel mehr war als bloßes Handwerk, in seiner britischen Heimat, wo er Mitte der 80-er das Theaterstück "Mein wunderbarer Waschsalon" für die Kinoleinwand adaptierte. Eine schwule Liebesgeschichte über Rassismus und Klassenkampf war das, gedreht ausgerechnet in den grauen Thatcher-Jahren, und doch (oder gerade deshalb) ein durchschlagender Erfolg.

Frears kam 1941 im englischen Leicester zur Welt. Nach einem Studium in Cambridge drehte er zunächst fürs Fernsehen, bevor ihm "Mein wunderbarer Waschsalon" eine Oscar-Nominierung einbrachte. Es waren die großen Jahre des "New British Cinema", und Frears war einer seiner Stars. "Gefährliche Liebschaften" von 1988, gedreht in Frankreich mit US-Stars wie Glenn Close, John Malkovich und Michelle Pfeiffer, war sein Meisterstück, ein ruchlose Sittengemälde, das die vorrevolutionäre französische Noblesse in all ihrer Dekadenz enttarnte. Frears wusste, wovon er da erzählte, schließlich verkehrte auch er in England in obersten Kreisen.

Eine Queen mit Herz

Voller Liebe war stets sein Blick auf die "kleinen Leute", auf die liebenswerte Titelheldin seiner späten Komödie "Immer Drama um Tamara" etwa. Aber auch einer so unnahbaren Person wie der britischen Königin konnte Frears viel Menschliches abgewinnen, als er in "The Queen" die Reaktionen der Royals auf den Tod von Prinzessin Diana sezierte. Hauptdarstellerin Helen Mirren verhalf er so zum Oscar. Überhaupt interessierten ihn jene Figuren, die England und den Rest der Welt prägten. Muhammad Ali etwa ("Muhammad Ali's Greatest Fight", gedreht fürs US-Fernsehen), Lance Armstrong ("The Program - Um jeden Preis") und zuletzt Königin Victoria ("Victoria & Abdul").

Allen seinen Filmen eigen ist eine stete Heiterkeit, eine Lebensfreude, die allen Widerständen trotzt, man denke an die Nick-Hornby-Adaption "High Fidelity" mit Hugh Grant oder an "Florence Foster Jenkins" mit Meryl Streep als Millionenerbin, die sich einbildet, singen zu können, woran sie allerdings grandios scheitert.

Zuletzt zog es Stephen Frears wieder zurück zu seinen Wurzeln, zum Fernsehen. Für die BBC drehte er die Miniserie "A Very English Scandal" über die Verstrickungen eines britischen Politikers, kurz danach inszenierte er die Comedy-Serie "State of the Union" (nach Nick Hornby) und zuletzt den Dreiteiler "Quiz" über einen "Wer wird Millionär"-Gewinner. Am 20. Juni wird Stephen Frears 80 Jahre alt.

Von Sven Hauberg

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