Otto Sander wäre 80 Jahre alt geworden
Der Charakterkopf mit dem stechenden Blick
Er war einer der großen Darsteller des deutschen Films und des deutschsprachigen Theaters: Otto Sander, der am 30, Juni vor 80 Jahren in Hannover geboren wurde. Sander wurde als Filmschauspieler international bekannt durch seine Rolle des Ritterkreuzträgers und Kapitänleutnants Philipp Thomsen in Wolfgang Petersens Weltkriegsdrama "Das Boot" (1981). Mit stechenden Augen, eingebettet in ein tief zerfurchtes, beinahe tieftrauriges, dramatisches Gesicht, begleiten Sanders Blicke das U-Boot U96 hinaus aus dem Hafen von La Rochelle. Sein Charakterkopf schärfte sich schnell einem weltweiten Publikum ein.

Im Kino war Sander in vielen großen Filmen zu sehen. In seinen Rollen spielte er zumeist Figuren nahe am Extremen. So verkörperte Sander den stets betrunkenen Trompeter Meyn in Volker Schlöndorffs oscarprämierter Grass-Verfilmung "Die Blechtrommel" (1979). In "Der Himmel über Berlin" (1987) von Wim Wenders spielte der Mann mit der rauen Stimme den Engel Cassiel.

Trotz seines Erfolgs beim Film gehörte Otto Sanders Liebe dem Theater. Er arbeitete mit bekannten Regisseuren wie Peter Stein, Robert Wilson und Klaus Michael Grüber zusammen und gehörte von 1970 bis 1979 dem Ensemble der Berliner Schaubühne an. Er war unter anderem der Trollkönig in Ibsens "Peer Gynt" oder der Obrist Kottwitz in Kleists "Prinz Friedrich von Homburg". In Gorkis "Sommergäste" feierte er große Erfolge als Ingenieur Suslow.

"Ich bin nicht ihr Erzeuger, aber ihr Vater"

Sanders Lebensmittelpunkt blieb stets Berlin. Er war mit der Schauspiel-Kollegin Monika Hansen verheiratet und damit Stiefvater der Schauspieler Ben und Meret Becker. "Ich bin nicht ihr Erzeuger, aber ihr Vater", erklärte Sander gern. Seine Stiefkinder liebte er wie eigene, er habe ihnen "die Zahnspangen rein gesetzt" und "die Cornflakes auf den Tisch gestellt", erzählte er in einem "Spiegel"-Interview. Mit seinem leiblichen Sohn Jens dagegen hatte er ein zerrüttetes Verhältnis.

Der mit vielen Preisen ausgezeichnete Schauspieler musste sich 2007 einer Strahlen- und Chemotherapie unterziehen. Damals fürchtete Sander vor allem um seine sonore Stimme, die ihm auch den Beinamen "The Voice" einbrachte. Auch als Synchron- und Hörbuchsprecher machte sich Sander einen Namen, so lieh er unter anderem Dustin Hoffman ("Tod eines Handlungsreisenden") und Ian McKellen ("Richard III.") seine Stimme.

Nach überwundener Krebserkrankung kehrte Otto Sander im Oktober 2007 auf die Theaterbühne zurück, spielte im Renaissance-Theater in Berlin "Das letzte Band" von Samuel Beckett und trat in Bochum in dem Stück "Der Ignorant und der Wahnsinnige" von Thomas Bernhard auf. Das Fernsehpublikum konnte ihn noch mal im Mai 2013 in einer Gastrolle beim Brandenburger "Polizeiruf 110" bewundern. Die Sorgen um seinen Gesundheitszustand hatten da schon wieder neue Nahrung erhalten. Wegen einer Operation am Kiefer wurde Sander Anfang 2013 mehrere Tage im Berliner Virchow-Klinikum behandelt. In den Monaten darauf wurde es immer stiller um den Schauspieler, am 12. September jenes Jahres starb er schließlich im Kreise seiner Familie.

Von Jasmin Herzog

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