Zum 20. Todestag der Sängerin und Schauspielerin
"Ich will frei und unbestimmbar sein": Hildegard Knef war "die größte Sängerin ohne Stimme"
Sie galt als "die größte Sängerin ohne Stimme": Hildegard Knef. Sie starb vor 20 Jahren, am 1. Februar 2002, an den Folgen einer Lungenentzündung in Berlin. Ihr Leben, einer Achterbahn gleich, ging nach 76 Jahren zu Ende. Hildegard Knef trug ihre Spuren offen. Trotz Krankheit und Rückschlägen meldete sie sich immer wieder zurück nach stillen Zeiten. Noch im Jahr 2000 erschien ein Studioalbum, und sie erhielt die "Goldene Kamera" für ihr Engagement, als eine der Künstlerinnen, "die mit ihrem unermüdlichen Einsatz und ihrer enormen Kreativität kraftvolle Symbole der Metropole auch in Zeiten waren, als nur wenige an die Zukunft Berlins glaubten."

Seit 1990 lebte die Knef wieder hier, nachdem sie Anfang der 80er-Jahre die falsche Schlagzeile "Ich hasse Deutschland" fortgetrieben hatte. Sie kam zurück, natürlich nach Berlin, in die Stadt, in der ihre Karriere in den 40er-Jahren bei der Ufa begann, zunächst als Trickzeichnerin, bevor sie als Schauspielerin für Aufmerksamkeit, aber auch Anstoß sorgte.

Flucht nach Hollywood

Im Gedächtnis des Zuschauers geblieben sind Nachkriegsfilme wie "Die Mörder sind unter uns" (1946) und der große Skandal in den prüden 50-ern, als Hildgard Knef als verboten schöne und splitternackte "Sünderin" die keimfreie Wirtschaftswunderästhetik befleckte. Die glatte, liebenswerte Schauspielerin lag ihr nicht. Viel Schelte im eigenen Land steckte die gebürtige Ulmerin dafür ein. Und fand in Hollywood - auch wegen des Skandals - eine neue Heimat. Eine Flucht, die sie mit Marlene Dietrich verband. Beide Stars galten im eigenen Land lange Zeit wenig.

Hildegard Knef stand in Amerika und Europa vor der Kamera. Und sie sang am Broadway. Die brüchige, abgründige und ein wenig vulgär klingende Stimme wurde zum Markenzeichen der Chanson-Sängerin. Die Musik, eine der vielen Ausdrucksmöglichkeiten der unermüdlichen Künstlerin. Oft habe sie mehr überlebt als gelebt, resümierte sie. "Aber ich habe auch sehr intensiv gelebt und gearbeitet." Als Schriftstellerin erntete sie für ihre Bücher "Der geschenkte Gaul" und "Das Urteil" - in Letzterem beschrieb sie ihre Krebserkrankung - viel Anerkennung.

Und vor dem Fernsehen hatte Hildegard Knef längst keine Berührungsängste mehr, auch wenn ihre Auftritte als Schauspielerin selten waren. Zuletzt gab sie in der österreichischen Komödie "Eine fast perfekte Hochzeit" (1999) eine eindrucksvolle Vorstellung als piekfeine, scheinbar humorlose Dame. Die Dreharbeiten für den SWR-Film "Wie angelt man sich einen Müllmann?" mussten später ohne Hildegard Knef stattfinden. Eine Krankheit fesselte sie ans Bett, wieder einmal.

An die 50-mal wechselte sie den Wohnsitz

Glückliche Momente? Als einen der schönsten Augenblicke nannte die Schauspielerin, die eher unfreiwillig als starke und scheinbar unangepasste Frau zu einer Figur der Emanzipation wurde, die Geburt ihrer Tochter. Mit 43 wurde sie Mutter. Zuletzt lebte Hildegard Knef mit ihrem dritten Ehemann, Paul von Schell, der inzwischen 81 Jahre alt ist, in Berlin-Zehlendorf. "Diesmal bleibe ich", verkündete die rastlose Allrounderin - an die 50-mal wechselte sie den Wohnsitz - mit dem Brustton der Überzeugung.

Mit Starruhm und Glamour verband Hildegard Knef, die Krieg, Krankheiten, Alkoholsucht und Anfeindungen überstehen musste, wenig. Sie sah sich selbst als unauslotbar. "Ich will frei und unbestimmbar sein. Nicht auf die anderen hören, sondern auf meine innere Stimme", sagte sie einmal in einem Interview. Auf den dornigen Weg des einzigen Stars, den das Nachkriegsdeutschland hervorbrachte, blicken nun Menschen im ganzen Land zurück.

Von Jasmin Herzog

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