Schweinskopf al dente
Krampfadern und Leberkässemmeln
(Mi, 26. Jul, 20.15 Uhr, ARD)
Von Kai-Oliver Derks
Es ist einfach nur zauberhaft, schon immer. Mit Charme, rustikalem bayerischem Witz und einem ganz besonderen Händchen bei der Besetzung. Es kommt nicht oft vor, dass Fans einer außergewöhnlich erfolgreichen Buchreihe so glücklich sind mit den Verfilmungen wie in diesem Fall. In der Kinowelt des chronisch lethargischen und eigentlich immer genervten Ermittlers Franz Eberhofer aus Niederkaltenkirchen stimmt jedes Detail. Sicher, auch im dritten Film mussten sich die Macher immer mal wieder von Rita Falks Buchvorlage lösen, um dem Ganzen Tempo zu verleihen. Aber der "Schweinskopf al dente" ist trotzdem eine höchst schmackhafte Mahlzeit geworden, die wie schon die beiden Vorgänger "Dampfnudelblues" (2013) und "Winterkartoffelknödel" (2014) nur in den bayerischen und österreichischen Kinos erschien, aber in der nun anstehenden Free-TV-Premiere im Ersten gewiss bundesweit die Herzen erwärmen wird. Das Timing stimmt: Bereits am 3. August kommt der vierte Eberhofer-Krimi ins Kino. Auch "Grießnockerlaffäre" wird lediglich in Bayern und Österreich anlaufen.

"Der ganze Bua a Depp!" Papa Eberhofer, wieder schlicht brillant gespielt von Eisi Gulp, würde seinem Sohn Franz (Sebastian Bezzel) einfach nur gerne in den Hintern treten. Und die Oma (Enzi Fuchs) würd's nicht anders machen, wenn sie es noch könnte. Hat doch der Franz seine Susi (Lisa Maria Potthoff), mit der er schon seit Jahren eine On-Off-Beziehung führt, nach Italien abhauen lassen, wo sie sich von einem Pizzabäcker betören lässt. Lieben wird sie ihn, sagt sie, und in seinem Restaurant mag sie als Bedienung arbeiten. Der Franz findet's nicht gut, weil man davon Krampfadern kriegt - "und du neigst doch eh dazu". Und weil das nicht die Art von Charme ist, den die Susi mag, ist sie nun denn auch weg, die Susi. Der Franz soll ihr hinterher, sagen ihm alle seine Freunde, darunter auch der Metzger Simmerl (Stephan Zinner) und der Heizungspfuscher Flötzinger (Daniel Christensen), der es diesmal ziemlich wild treibt mit den Madeln.

Aber Franz hat zu tun. Was er ja eigentlich gar nicht mag. Doch liegt im Bett des Dienststellenleiters Moratschek (Sigi Zimmerschied) ein abgeschnittener und bisschen muffig dreinschauender Schweinskopf. Ob der bissfest ist, klärt sich nicht. Wohl aber steht mit ziemlicher Sicherheit fest: Den Kopf hat der Küstner (Gregor Bloéb) da reingelegt. Den Schwerverbrecher hat der Moratschek einst hinter Gittern gebracht. Doch bei einem Gefangenentransport gelang ihm die Flucht. Und nun ist er auf Rache aus. Nicht nur der Moratschek soll dran glauben, sondern auch der Privatdetektiv Rudi Birkenberger (Simon Schwarz), Franz Ebershofers bester Kumpel. Als der Rudi noch Polizist war, ein impulsiver, hat er den Küstner dann doch mal ziemlich vorgeführt. Das hat der ihm nicht verziehen.

Der Schisser Moratschek weiß sich jedenfalls keinen Rat und zieht vor lauter Angst bei den Eberhofers ein, bis der Schurke gefasst ist. Es sind die schönsten Stellen im Buch und auch im Film, wenn Moratschek zusammen mit Vater Eberhofer die Auszeit genießt. Es wird gesoffen, gekifft und laut Musik gehört. Althippie Eberhofer findet einen Bruder im Geiste. Man tanzt bis zum Delirium und findet sich tatsächlich im selben wieder, nachdem sich Küstner heimlich ins Haus geschlichen hat und dem "Schattunöff-dü-Pap" eine obskure Flüssigkeit beigemischt hat. Jawohl - es wird gekotzt in diesem Heimatkrimi. Kommt im wahren Leben ja auch in den besten Familien vor.

Stefan Betz hat das Drehbuch zu dieser niederbayerischen Komödie verfasst und fand dabei die bestmögliche Mixtur zwischen dramaturgisch Notwendigem und völlig Banalem. Denn Letzteres ist in den Büchern von Rita Falk ja meistens wichtiger als der Fall selbst. Es geht um den Alltag, ums Saufen in der Kneipe und ums Huren im Puff einerseits, aber eben auch um die unbändige Sehnsucht von Männern Ü40 nach ein bisschen Ruhe. Und nach Leberkässemmeln. Betz, Rita Falk und natürlich auch Regisseur Ed Herzog lieben all ihre Figuren und lassen jede einzelne von ihnen glänzen - und mit ihnen die Darsteller.

Besetzung: Nach oben
Regie: Ed Herzog
Schauspieler: Sebastian Bezzel
Simon Schwarz
Lisa Maria Potthoff
Weitere Informationen: Nach oben
Filmbewertung: ausgezeichnet
Genre: Kriminalfilm
Filmname: Schweinskopf al dente
Originaltitel: Schweinskopf al dente
Land: D
Name der Sendung: Schweinskopf al dente
Sender: ARD
Provider: teleschau
Jahr: 2016