Frühstück bei Monsieur Henri
Filmbewertung: enttäuschend
Starttermin: 21.07.2016
Regisseur: Ivan Calbérac
Schauspieler: Claude Brasseur, Guillaume de Tonquédec, Noémie Schmidt
Entstehungszeitraum: 2015
Land: F
Freigabealter: 0
Verleih: Neue Visionen
Laufzeit: 95 Min.
Vom Griesgram zum Opa der Herzen
In der Realität möchte man nichts mit ihnen zu tun haben, fürs Kino sind sie aber Gold wert: griesgrämige ältere Männer, die den anderen das Leben schwer machen. In der neuesten französischen Genre-Variante von Regisseur Ivan Calbérac soll sich eine junge Studentin mit einem solchen Miesepeter die Wohnung teilen. Da sind die Konflikte vorprogrammiert, und das "Frühstück bei Monsieur Henri" wird zum emotionalen Spießrutenlauf - zumal der Alte noch ein paar ganz besondere Gemeinheiten auf Lager hat.

Dauernd pleite hat die junge Constance (Noémie Schmidt) auf dem schwierigen Pariser Wohnungsmarkt als Mieterin nur geringe Chancen. Und doch gibt sie nicht so schnell auf. Auch nicht, als ihr der griesgrämige alte Mann, bei dem ein Zimmer frei sein soll, beim ersten Besuch gleich die Tür wieder vor der Nase zuschlägt. Monsieur Henri (Claude Brasseur) lebt allein in einer zu großen Wohnung - wie sein Sohn glaubt. Weshalb der Sprössling seinen Vater zum Mitmachen zwingt - bei Androhung, den gesundheitlich bereits angeschlagenen Alten in ein Heim zu verfrachten. Die nicht ganz freiwillige Zweck-WG zwischen Alt und Jung legt den Grundstein für die folgende Situationskomik und den verbalen Schlagabtausch. Dabei schleichen sich auch melancholische Untertöne ein, als sich Constance verbotenerweise ans Klavier von Monsieur Henris verstorbener Frau setzt.

Da das Duo allein nicht den ganzen Film tragen kann, setzt ein absurder Plot ein: Monsieur Henri verlangt von der ungebetenen Mitbewohnerin, seinen Sohn zu verführen, um dessen Ehe in die Krise zu bringen. Der Alte kann seine begriffsstutzige Schwiegertochter (Frédérique Bel) nämlich nicht ausstehen, von der er zudem glaubt, sie nutze seinen gutmütigen Sohn (Guillaume de Tonquédec) aus. Um einige Monate mietfrei logieren zu dürfen, lässt sich Constance trotz erster Empörung schnell auf den Handel ein.

Regisseur Ivan Calbérac bringt mit "Frühstück bei Monsieur Henri" seine eigene Erfolgs-Boulevardkomödie von der Bühne auf die Leinwand. Dabei geht er keine Experimente ein und setzt auf gefällige Bilder. Zudem ahnt man von Anfang an, dass der zeternde Alte letztlich gezähmt wird. Wie das geschieht, setzt der Unwahrscheinlichkeit der Story noch einmal einen drauf. Das Spiel der gut miteinander harmonierenden Schauspieler kann indes mit seinem guten Gefühl für Timing sehr überzeugen.

Im Zentrum steht dabei stets mit stechendem Blick Claude Brasseur. Seit den 50er-Jahren gehört er zu den bekanntesten französischen Schauspielern. Neben ihm besteht die Newcomerin Noémi Schmidt, die ihm in ihrer Rolle verbal schlagfertig kontra geben darf. Im Lauf des Films wird die Figur des mehr und mehr auftauenden Sohnes und seiner schrägen Frau immer interessanter. Hinter all dem offensichtlichen Klamauk thematisiert der Film problematische Eltern-Kind-Beziehungen und verpasste Chancen im Leben. Das Gefühl, vor sich selbst und vor dem eigenen Vater zu versagen, verbindet auch Paul und Constance.

Wie der Griesgram am Ende doch noch zum Leih-Opa der Herzen wird und mit der Studentin, der notorisch alles schiefgeht, ein harmonisches Duo bildet, lässt sich dank der meist gelungenen Komik gut ansehen. Dennoch: "Frühstück bei Monsieur Henri" hinterlässt eine Leere beim Zuschauer - die Figuren bleiben Abziehbilder, die am Ende nicht berühren.

Von Diemuth Schmidt

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