Plötzlich Papa!
Filmbewertung: akzeptabel
Starttermin: 05.01.2017
Regisseur: Hugo Gélin
Schauspieler: Omar Sy, Clémence Poésy, Antoine Bertrand
Entstehungszeitraum: 2015
Land: F
Freigabealter: 0
Verleih: Tobis
Laufzeit: 118 Min.
Keine Angst vor dem Leben
Seit der grandiosen Komödie "Ziemlich beste Freunde" ist Omar Sy ein Star - nicht nur in Frankreich, längst auch in Hollywood. Dort spielte er etwa neben Tom Hanks in "Inferno" (2016) sowie neben Hugh Jackman in "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" (2014). In "Plötzlich Papa", einer charmanten Vater-Tochter-Geschichte, hat der Franzose mit dem breiten Grinsen wieder eine Paraderolle: Im Remake der mexikanischen Komödie "No se aceptan devoluciones" (2013) von Eugenie Derbez spielt Sy einen Vater, der jede Hürde mit Leichtigkeit nimmt.

Samuel steht eindeutig auf der Sonnenseite des Lebens und das im wahrsten Sinne des Wortes: Er arbeitet in einem Strandclub an der Côte d'Azur und schippert reiche Touristen übers Meer. Seinen Job macht er sehr gut, auch wenn er es mit Pünktlichkeit und dergleichen nicht so genau nimmt. Aber dem Charme des umtriebigen Singles kann kaum einer widerstehen, erst recht nicht Frauen. Affären hat und hatte er viele, die sind allerdings schnell wieder vergessen. So wie Kristin (Clémence Poésy), eine kleine Bettgeschichte aus dem vorigen Sommer.

Als die hübsche blonde, etwas überforderte Frau eines Tages vor ihm steht und ihm sein angebliches Baby in die Hand drückt, ändert sich Samuels Leben schlagartig. So schnell wie möglich will er die Sache klären und Kristin, die einfach abgehauen ist, das Bündel zurückgeben. Er fliegt Kristin nach London hinterher, die ist dort aber unauffindbar. Glücklicherweise lernt der französische Sunnyboy in der britischen Metropole den Filmproduzenten Bernie (Antoine Bertrand) kennen, der ihm hilft.

Ein paar Jahre später hat sich Samuel in London eingerichtet, arbeitet als Stuntman beim Film und ist in seiner Freizeit nur noch pflichtbewusster Vater, der sämtliche charakterlichen Defizite aufgeholt hat. Gloria (Gloria Colston), seine reizende Tochter, hat ihn offenbar zu einem besseren Menschen gemacht. Und weil deren Mutter seither kein Interesse an ihrer Tochter zeigte, lässt Samuel Gloria in dem Glauben, ihre Mutter wäre eine Geheimagentin, immer auf Reisen und nie erreichbar. Doch dann, nach acht langen Jahren, taucht die Rabenmutter plötzlich auf mit dem Anspruch, ihre Tochter zu sehen.

Nach der ersten, überaus unbeschwerten Hälfte entwickelt sich die beschwingte Komödie zu einem Konfliktdrama: Nicht nur dass Kristin das Sorgerecht für ihre Tochter will. Nein - und hier kommt der eher unglaubwürdige, weil hoffnungslos konstruierte Twist: Die lebenslustige Gloria hat eine tödliche Krankheit, die aber zu keiner Zeit näher benannt wird. Dem großartigen Mädchen mit den lachenden Augen und den wilden Locken bleibt also nicht mehr viel Zeit, weshalb ihr Papa das Sorgerecht auf keinen Fall abgeben will. Die Chancen, dass er Gloria behalten darf, stehen zunächst gut, doch dann nimmt die Geschichte unter dem Zwang der filmischen Dramaturgie eine weitere Wendung ...

Regisseur Hugo Gélin hat es mit "Plötzlich Papa" sicherlich gut gemeint. Es sollte eine rührende Vater-Tochter-Geschichte werden, mit einer klaren Botschaft, die am Ende explizit verkündet wird: Schlimmer als die Angst vor dem Leben sei es, das Leben nicht gelebt zu haben. Mit dieser Erkenntnis erklärt sich auch die anfängliche Schlüsselszene des Films, die Samuel als kleinen Jungen mit seinem Vater zeigt und in der sich Samuel weigert, von der Klippe hinab ins Meer zu springen. Am Ende der Tragikomödie und damit dem Ende seiner Heldenreise hat Samuel diese Ängste natürlich überwunden.

Es ist dem defizitären Drehbuch geschuldet, dass einen der Film nicht in dem Maße bewegt, wie er könnte. Dennoch machen die Schauspieler ihre Sache sehr gut, allen voran ein überschwänglicher Omar Sy und der charismatische Neuzugang Gloria Colston. Die beiden bilden ein umwerfendes Vater-Tochter-Gespann, von dem jeder, der Kinder hat, nur träumen kann. Clémence Poésy hingegen bleibt in ihrer undankbaren Rolle eher blass. Alles in allem ist "Plötzlich Papa" dennoch sehenswert: Weil der Film eine Ode an das Leben ist.

Von Heidi Reutter

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