Liebe bringt alles ins Rollen
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 05.07.2018
Regisseur: Franck Dubosc
Schauspieler: Franck Dubosc, Alexandra Lamy, Elsa Zylberstein
Entstehungszeitraum: 2018
Land: F
Freigabealter: 0
Verleih: NFP / Filmwelt
Laufzeit: 109 Min.
Steh' zu ihr!
Ein romantisches Abendessen bei Kerzenschein auf der Terrasse eines eleganten Prager Restaurants, mit herrlichem Blick auf das Lichtermeer der Stadt. Wie lange sie denn von Paris aus in ihrem Tourenbus unterwegs gewesen sei, fragt Jocelyn (Franck Dubosc). "15 Stunden", antwortet Violinistin Florence (Alexandra Lamy). "Oh, so lange könnte ich gar nicht stillsitzen", entgegnet Jocelyn. Florence lacht. Er jedoch blickt trübsinnig drein. Jocelyn hat gar nicht witzig sein wollen. Er hat sich nur verplappert. Florence sitzt im Rollstuhl, er in einem Elektromobil. Dabei kann Jocelyn eigentlich gehen. Nur traut er sich nicht, es Florence zu sagen - nicht mehr. Die Szene zeigt die feine Mischung der Komödie "Liebe bringt alles ins Rollen": romantische Atmosphäre und Galgenhumor, Charme und Ringen um Aufrichtigkeit, Schuld und Angst vor den eigenen Gefühlen. Selten geben sich Leichtigkeit und ein Hauch von Tragik ein so rund inszeniertes Stelldichein.

Ins moralische Dilemma befördert hat den alternden Beau, zynischen Aufreißer und despotischen Marketingleiter für hippe Sportschuhe ein gemeiner Trick. Um die Pflegerin Julie (Caroline Anglade) rumzukriegen, mimt Jocelyn im Rollstuhl seiner verstorbenen Mutter den Hilfsbedürftigen. Doch ehe er sich versieht, findet er sich Florence gegenüber. Verrät sein Blick Erschrecken über die Behinderte oder einen Anflug von Liebe? Womöglich beides. Jedenfalls hält Jocelyn den Kontakt aufrecht - im Rollstuhl.

Seine ergebene Sekretärin Marie (Elsa Zylberstein) und sein Arzt und bester Freund Max (Gérard Darmon) finden ganz und gar nicht gut, was er da treibt. Sie liegen ihm in den Ohren, er müsse Florence sagen, dass er gehen kann. Doch je tiefer seine Gefühle werden, umso schwerer fällt ihm das, fürchtet er doch, ob seiner Lüge Florence zu verlieren. Da hat sein Vater (Claude Brasseur), auch ein Schürzenjäger mit viel Erfahrung, eine verrückte Idee.

Franck Dubosc, der Jocelyn spielt, ist in seinem Heimatland Frankreich ein bekannter Film- und Fernsehkomiker. Schon früher hat er sich seine Rollen bisweilen selbst geschrieben. Bei "Liebe bringt alles ins Rollen" ist es das ganze Drehbuch - und Regie geführt hat er auch. Alle drei Jobs macht er hervorragend. Auch die französische Fachpresse war angetan von dem, was jemand cineastisch zustande bringt, den sie eigentlich nur als Hampelmann kannte.

Dubosc gelingt nichts weniger als die Wiederbelebung und Modernisierung der französischen hedonistischen Filmkomödie der 1970er-Jahre. In der Ära der Inklusion entdeckt der Verführer ganz neue Empfindungen. Äußerst facettenreich gibt Dubosc den Macho, der sich nur schwer an den Gedanken gewöhnt, eine Behinderte zu lieben, aber in ihrer Gegenwart lernt, sich dafür zu verabscheuen. Alexandra Lamy verkörpert perfekt ein innovatives Frauenbild. Ihre Florence ist sportlich und erfolgreich trotz Handicap, ohne dass Lamy Momente der Verbitterung im angestrengten Lächeln ihrer Figur unterschlagen würde.

Und schließlich fesselt die brillante Darbietung mit perfekter Dosierung von Tiefgang und Turbulenz, mit Bildern voller sprechender Details und verblüffenden psychologischen Miniaturen in bester Tradition des französischen Unterhaltungsfilms. Um Fülle und Qualität zu würdigen, ist es eigentlich ein Muss, "Liebe bringt alles ins Rollen" zweimal zu sehen - oder mit Freunden und sich anschließend an langen lauen Sommerabenden darüber auszutauschen.

Von Andreas Günther

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