"Destroyer"
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 14.03.2019
Regisseur: Karyn Kusama
Schauspieler: Nicole Kidman, Toby Kebbell, Tatiana Maslany
Entstehungszeitraum: 2018
Land: US
Freigabealter: 12
Verleih: Concorde
Laufzeit: 122 Min.
Mach kaputt, was dich kaputt macht!
Mut zur Hässlichkeit zahlt sich aus in Hollywood. Zumindest dann, wenn es um Preise geht. Charlize Theron etwa gewann einst den Oscar für ihre Verwandlung in eine aufgedunsene Serienmörderin in "Monster", Christian Bale stand mit Dick-Cheney-Plauze zuletzt immerhin auf der Nominierungsliste. Schon allein deshalb wäre Nicole Kidmans Auftritt in "Destroyer" preisverdächtig: Die 51-Jährige spielt eine abgehalfterte Polizistin mit dunklen Augenringen und eingefallenem Gesicht, ein menschliches Wrack, dem seine düstere Vergangenheit tief in jede Falte eingeschrieben ist. Tatsächlich aber bräuchte Kidman all die Maskerade wohl gar nicht - so intensiv hat die Schauspielerin auf der Leinwand selten gelitten.

"Destroyer" beginnt zunächst ein wenig wie ein deutscher Sonntagskrimi. Da wankt Polizistin Erin Bell (Kidman), sichtlich angetrunken, zu einem Tatort. In einem Überlaufkanal wurde eine männliche Leiche entdeckt, niedergestreckt mit mehreren Schüssen. Doch statt zu ermitteln, was geschehen ist, beginnen erstmal die Streitereien - Bell sei gar nicht zuständig, raunzen die Kollegen. "Was, wenn ich weiß, wer das getan hat", murmelt sie zurück und verschwindet.

Hitchcock hatte recht

Neben der Leiche finden die Ermittler blau eingefärbte Geldscheine, die offenbar bei einem Bankraub mit Farbe markiert worden waren. "Silas ist wieder da", gibt sich Bell überzeugt, zumal auch auf ihrem Schreibtisch Teile der einstigen Beute landen. Wer dieser Silas ist, der vermeintliche Mörder, dröselt Regisseurin Karyn Kusama ("Æon Flux") in vielen Rückblenden auf. Da sieht man, wie Bell - noch jung und schön und unerfahren - einst zusammen mit ihrem Kollegen Chris (Sebastian Stan) undercover in eine Gang eingeschleust wurde. Und man ahnt bald, dass der Einsatz in einer Katastrophe endete.

Durchaus spannend steuert "Destroyer" auf eben jenen Moment zu, der Polizistin Bell so verstört und traumatisiert zurückgelassen hat, der sie zur Alkoholikerin werden ließ. Doch das, was dann kommt, erfüllt die zuvor lange aufgebauten Erwartungen kaum. "Die Aufklärung ist nicht auf dem Niveau der Ouvertüre", hat Alfred Hitchcock das Problem einmal beschrieben, als er über einen Film sprach, den er genau deswegen gar nicht erst drehen wollte. Zwar wartet Regisseurin Kusama kurz vor Schluss noch mit einer durchaus überraschenden Wendung auf. Aber auch dieser Twist rechtfertigt all die zweistündige Dramatik nur in Ansätzen.

Wandelbare Nicole Kidman

"Destroyer" ist vor allem dann ein guter Film, wenn man ihn als Psychogramm einer gebrochenen Frau sieht. Polizistin Bell wirkt so, als habe man sie in ihre Einzelteile zerlegt und dann wieder falsch zusammengebaut. Als Mutter einer 16-jährigen Tochter (Jade Pettyjohn) ist sie völlig gescheitert, ihre Ehe ist nur mehr eine Erinnerung an die Zeit davor - vor eben jenem Silas und jenem Undercover-Einsatz. Mit dem Mut der Verzweiflung kämpft sie für ein bisschen Hoffnung, wohl wissend, dass auch Rache nichts ungeschehen machen kann.

Nicole Kidman spielt diese Frau ohne Angst vor der großen Geste. Viel dunkle Schminke, hängender Schlurfang, Verzweiflung im Blick - Polizistin Erin hätte leicht zur Karikatur werden können. Kidman aber gibt ihr eine tief sitzende Traurigkeit und damit auch eine Ernsthaftigkeit, die sie über alle Zweifel erhaben macht.

Wie wandelbar Kidman ist, kann man derzeit im Kino in gleich zwei weiteren Filmen erleben: Im Drama "Der verlorene Sohn" spielt sie eine Mutter mit hochtoupierten Haaren, die erstmals in ihrem Leben eigene Entscheidungen trifft, und in "Mein Bester & Ich" die gestrenge Assistentin eines querschnittsgelähmten Millionärs. "Destroyer" mag kein Film sein, den man lange im Gedächtnis behält - Nicole Kidman aber geht einem so schnell nicht wieder aus dem Kopf.

Von Sven Hauberg

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