Filmbewertung: | ausgezeichnet |
Starttermin: | 23.05.2019 |
Regisseur: | Uli Gaulke, Agnes-Lisa Wegner |
Schauspieler: | Connie Sawyer, Anne Faulkner, Madie Smith |
Entstehungszeitraum: | 2018 |
Land: | D |
Freigabealter: | 0 |
Verleih: | Piffl Medien |
Laufzeit: | 101 Min. |
Die Bewohner des "Motion Picture and Television Country House" im Norden Hollywoods sind allesamt Filmschaffende, deren Großtaten eher in ihren Erinnerungen verewigt sind als in ihren Kontoständen. Doch gesponsert von Größen wie Michael Douglas und George Clooney dürfen sie weiter die Luft schnuppern, die die nahen Traumfabriken aus ihren Schornsteinen stoßen. In hübschen, modernen Bungalows wohnen sie, zwischen von mexikanischen Gärtnern gepflegten Pinien draußen und unzähligen Porträts viel größerer Stars drinnen.
Edle Blässe für große Geschichten
Altersheim-Tristesse, Krankheit und Tod sind hier nicht die Themen. Zwar zeigt sich die Dokumentation nicht in den knalligen Farben, die von Hollywood aus auf die Leinwände der Welt projiziert werden. Die leichte Blässe der Bilder will aber keineswegs etwas Deprimierendes vermitteln. Davor schützen auch die zumindest im Kopf noch quirligen Bewohner, deren vereinender Traum von Hollywood nie ausgeträumt ist.
Hier wohnen Geschichtenerzähler, die nur zu gerne berichten, was im Hollywood von damals vor sich ging. Und Geschichten haben sie alle drauf, egal ob Regisseur, Agent oder Cutter. Falsche Bescheidenheit wäre fehl am Platz vor dieser Kamera. Niemand will und soll seinen Stolz auf Geschafftes verbergen. So erzählt Daniel Selznick, Jahrgang 1936, davon, wie er als ausführender Produzent einst "American Graffiti" auf den Weg brachte und damit Regisseur und Autor George Lucas ("Star Wars") einen famosen Start ins Filmgeschäft ermöglichte.
Kreativ bis zum Ende
Drehbuchschreiber Anthony Lawrence, Jahrgang 1928, erinnert sich an seine Begegnungen mit Elvis Presley und wie diese sein Drehbuch zum Biopic "Elvis" (1979, mit Kurt Russell) beeinflussten. Berührend wird es an teils effektvoll in Szene gesetzten Stellen, an denen es gar keine Erklärungen braucht: wenn zum Beispiel Wright King, Jahrgang 1923, 2018 verstorben, mit feuchten Augen und einem herzerwärmendem Schmunzeln auf seinen Lippen auf seine Szene mit der großen Vivien Leigh in "Endstation Sehnsucht" (1951) reagiert - inklusive Kuss auf den Mund.
"Sunset Over Hollywood" zeigt stets achtungsvoll alte wie neue Liebe in diesem so anderen Altersheim und dass solche Zusammenkommen von Gleichgesinnten stets etwas Therapeutisches haben können. Wenn über 90-Jährige auf ihre Kindheit zurückblicken oder von Reue sprechen, wenn es um ihre eigenen Qualitäten als Eltern geht. Denn die Hollywood-Rentner waren alle Arbeitstiere.
Und sind es noch immer. Die 2018 verstorbene Connie Sawyer, Jahrgang 1912, ging im stolzen Alter von 105 noch zu Vorsprechen. Ein Kurzfilm entsteht im Heimstudio, gefühlt alle arbeiten an ihren Memoiren, und gemeinsam besuchen manche dieser B- und C-Listen-Stars wöchentlich einen Workshop für Kreatives Schreiben. Neben dieser Strebsamkeit kommt dabei auch viel Humor zum Vorschein. Den, so scheint es, verlieren die liebenswerten Protagonisten nie, genauso wenig wie ihren andauernden Traum von Hollywood.
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