"The Grudge"
Filmbewertung: enttäuschend
Starttermin: 09.01.2020
Regisseur: Nicolas Pesce
Schauspieler: Andrea Riseborough, Demián Bichir, John Cho
Entstehungszeitraum: 2019
Land: USA
Freigabealter: 16
Verleih: Sony Pictures
Laufzeit: 94 Min.
Ein Fluch, der keine Grenzen kennt
Der Erfolg des US-Horrorfilms "Ring", der die Geschichte des gleichnamigen japanischen Gruselstreifens von 1998 für ein internationales Publikum neu aufbereitete, trat Anfang der 2000er-Jahre eine kleine Remake-Welle los. Begierig stürzten sich die amerikanischen Studios fortan auf Schauerstoffe aus Fernost. Ins Visier des Genre-Spezialisten Sam Raimi geriet dabei der bereits zu einer eigenen Reihe gehörende Geisterthriller "Ju-on: The Grudge" von Takashi Shimizu. 2004 kam unter der Regie des Japaners mit "Der Fluch - The Grudge" eine englischsprachige Neuinterpretation in die Kinos und erzielte trotz mittelprächtiger Kritiken einen beachtlichen Gewinn. Während Raimi den ebenfalls von Shimizu verantworteten Nachfolger von 2006 noch als Produzent betreute, kam der für den DVD-Markt gedrehte dritte Teil im Jahr 2009 ohne seine Mitwirkung zustande. Im vierten Beitrag der US-Reihe ist der "Tanz der Teufel"-Schöpfer nun wieder mit von der Partie.

Drehbuch und Inszenierung lagen dieses Mal in den Händen des Filmemachers Nicolas Pesce, der mit seinem verstörenden Schwarz-Weiß-Schocker "The Eyes of My Mother" 2016 auf diversen Festivals für Furore sorgen konnte. Bei "The Grudge" handelt es sich nun um eine spezielle Art der Neuauflage, die teilweise parallel zu den Ereignissen der amerikanischen Vorgänger-Filme spielt und neue Figuren ins Zentrum rückt.

Nach dem Krebs-Tod ihres Mannes zieht Detective Muldoon (Andrea Riseborough) mit ihrem Sohn Burke (John J. Hansen) in eine Kleinstadt in Pennsylvania. Schon kurz nach ihrem Dienstantritt wird sie zu einem grausigen Leichenfund gerufen. Muldoon und ihr knorriger Kollege Goodman (Demián Bichir) nehmen die verwesten Überreste einer verunglückten Autofahrerin in Augenschein und erhalten die Information, dass die Frau das Haus am Reyburn Drive 44 besucht hat. Die Nennung der Adresse bereitet Goodman sichtliches Unbehagen. Erst auf Drängen seiner Begleiterin gibt er preis, dass sich dort einige Jahre zuvor Schreckliches ereignet hat. Muldoon will schließlich tiefer bohren und trifft an der genannten Anschrift auf die verwirrte, blutüberströmte Faith Matheson (Lin Shaye) und ihren toten Gatten. Während sich die Polizistin in weitere Ermittlungen stürzt, wird sie von unheimlichen Erscheinungen verfolgt.

Zu vorhersehbar

Ähnlich wie das japanische Original und die ersten beiden US-Arbeiten setzt sich "The Grudge" aus mehreren separaten Handlungsfäden zusammen. Diese spielen zwar zu unterschiedlichen Zeitpunkten, sind allerdings über das ominöse Haus am Reyburn Drive 44 und den aus Japan dorthin importierten Fluch miteinander verbunden. Ausgehend vom Hauptstrang rund um Muldoon taucht der Film immer wieder in die Vergangenheit ein und legt schrittweise das Schicksal verschiedener Menschen offen. Figuren, denen Regisseur und Drehbuchautor Nicolas Pesce manch schmerzhafte Hintergrundgeschichte andichtet.

Das Bemühen um eine interessante Charakterzeichnung ist sicherlich erkennbar, und einige emotional packende Momente blitzen auf. Vieles geht dann aber nicht über ambitionierte Ansätze hinaus. Obwohl dem Publikum ein permanentes Schockeffekte-Feuerwerk erspart bleibt, warten in schöner Regelmäßigkeit Buh-Attacken, die häufig nach demselben Schema funktionieren. Dunkle Räume, umherhuschende Schatten und plötzlich hervorspringende, bedrohlich knurrende Geister mögen noch so sehr nach Gruselatmosphäre schreien - die meisten Schauerszenen sind einfach zu leicht zu durchschauen und lösen daher kein großes Unbehagen aus.

Der nicht chronologisch voranschreitende Plot scheint Komplexität und Spannung zu versprechen. In Wahrheit geben Muldoons wenig einfallsreiche Recherchen und die dadurch ausgelösten Rückblicke allerdings nicht viel her. Besonders für Kenner der anderen Reihentitel ist das altvertraute Muster ermüdend. Dass man mehr und mehr die Lust am Spuk verliert, liegt auch an der sträflichen Vergeudung von Schauspieltalent. Den 2012 für den Oscar nominierten Demián Bichir mit einer langweiligen Statisten- und Stichwortgeberrolle abzuspeisen, ist komplett sinnfrei. Apropos unlogisch: Im Finale trifft Muldoon eine himmelschreiend dämliche Entscheidung, die offenkundig nur einen Zweck erfüllt: den Fluch und damit eine mögliche Fortsetzung am Leben zu halten.

Von Christopher Diekhaus

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