"Bombshell - Das Ende des Schweigens"
Filmbewertung: akzeptabel
Starttermin: 13.02.2020
Regisseur: Jay Roach
Schauspieler: Charlize Theron, Margot Robbie, Nicole Kidman
Entstehungszeitraum: 2019
Land: USA
Freigabealter: 12
Verleih: Wild Bunch Germany GmbH
Laufzeit: 110 Min.
In den Fängen von Fox News
"Bombshell" ist ein Film über toxische Männlichkeit. Diese Art von Männlichkeit, die immer noch manifest in der Gesellschaft ist - da muss man sich nichts vormachen -, die aber mittlerweile zumindest hinterfragt wird. Merkwürdig, dass ausgerechnet bei diesem Film ausschließlich Männer das kreative Sagen hatte: Jay Roach ("Austin Powers"-Filme) führte Regie, das Drehbuch stammt von Charles Randolph ("The Big Short"), auch Kamera (Barry Ackroyd) und Schnitt (Jon Poll) lagen in männlichen Händen. Dass Männer einen Film über institutionalisierten Chauvinismus und über sexuelle Belästigung beim US-Nachrichtensender Fox News machen, erklärt vielleicht, warum "Bombshell" emotional so seltsam steril wirkt.

Der Film erzählt davon, wie und unter welchen Umständen Roger Ailes, phänomenal von John Lithgow gespielt, 2016 der sexuellen Belästigung angeklagt wurde. Unter seiner Ägide herrschte beim Nachrichtensender Fox News jahrelang ein Klima der sexuellen Gewalt und Einschüchterung. Nachdem der Chef die ehemalige Starmoderatorin Gretchen Carlson (Nicole Kidman) feuerte, entschloss sie sich, Ailes wegen sexuelle Belästigungen anzuklagen. Carlson ist zunächst Einzelkämpferin und Nestbeschmutzerin, doch in ihrer Kollegin Megyn Kelly (Charlize Theron) findet sie eine bekannte und potente Mitstreiterin. Nach und nach schließen sich immer mehr Frauen der Klage an: Sexueller Missbrauch hatte bei Fox News System.

Filme wie "Bombshell" kann es nicht genug geben, vor allem nicht, wenn Hollywood-Hochkaräter wie Charlize Theron, die den Film mitproduziert hat, Nicole Kidman und Margot Robbie ein potenziell großes Publikum anlocken. Dafür ist das Thema zu wichtig, dafür hat sich trotz #MeToo zu wenig geändert. Leider nimmt sich "Bombshell" zu wenig Zeit für seine Figuren, ist ungenau und einfach viel zu kühl.

"Grab them by the pussy"-Mentalität

Jay Roach inszeniert den Film wie eine überlange, hektische News-Reportage. Das ist angesichts des Schauplatzes zwar nachvollziehbar, aber auch ziemlich verwirrend. Zumal die Frauen in dem Film alle ziemlich blond, ziemlich gleich frisiert und ziemlich stark geschminkt sind. Man kann ihnen kaum folgen, vor allem aber erfährt man nicht, warum sie nicht schon früher an die Öffentlichkeit gegangen sind. Weil sie es ihrer Karriere zuträglich war, sich einem frauenfeindlichen System anzupassen?

Auch ein anderer, tiefer schwelender Konflikt ist durchaus interessant: Megyn Kelly und Gretchen Carlson gehörten selbst einem News-Establishment an, das dem Publikum stramm konservative, chauvinistische Thesen eintrichterte - und nicht zuletzt einen Mann ins Weiße Haus hievte, der sich damit brüstete, allen Frauen ungestraft in den Schritt fassen zu dürfen. Donald Trumps "Grab them by the pussy"-Video schlug im Wahlkampf 2016 zwar hohe Wellen, geschadet haben ihm die sexistischen Äußerungen aber nicht.

Auch bei Fox News herrschte vor 2016 eine "Grab them by the pussy"-Mentalität, vorgelebt von Senderchef Roger Ailes, der sich seit Gründung des Nachrichtenkanals 1996 seine Moderatorinnen nach Beinlänge aussucht und im schummrigen Altherrenbüro auf Kameratauglichkeit und Loyalität testet: Die Szene, in der Margot Robbie als Newsküken Kayla bei Ailes um Sendezeit bemüht, ist an Ekelhaftigkeit kaum zu überbieten.

Von Andreas Fischer

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