"Parasite": Das müssen Sie über den Oscar-Abräumer wissen
Das hat es noch nicht gegeben: "Parasite", ein fremdsprachiger Film, hat den Oscar für den besten Film des Jahres gewonnen! Das Werk des Südkoreaners Bong Joon-ho wurde außerdem für das beste Originaldrehbuch, die beste Regie sowie als bester internationaler Film ausgezeichnet. Wir verraten Ihnen, was Sie über den Film von Bong Joon-ho wissen müssen.

"Parasite" ist ein Film voller überraschender Wendungen - worum es in dem Film geht, soll hier also nur ansatzweise verraten werden. Schon Regisseur Bong bat nach der Premiere des Films in Cannes, wo "Parasite" die Goldene Palme gewann, keine Details zur Handlung auszuplaudern. Nur so viel also: "Parasite" erzählt von der verarmten Familie Kim, die in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul in einer feuchten Kellerwohnung haust. Als der Sohn der Familie - freilich nur durch eine List - eine Anstellung als Englisch-Nachhilfelehrers für die Tochter der neureichen Parks ergattert, fassen die Kims einen Plan, der nicht nur ihr eigenes Leben ändern wird, sondern auch das von Familie Park. Was dann geschieht in der schicken Villa der Parks, raubt einem schlichtweg den Atem.

Wen Regisseur Bong aus dem Gemäuer genau hervorholt und nach oben ins Licht zu den Reichen schickt, enthüllt er langsam, dann aber mit der ganzen Wucht seines dramaturgischen Könnens bis hin zum furiosen Ende des Films. Dabei schlägt der als Genre-Regisseur bekannt gewordene Südkoreaner filmisch neue Wege ein. Er inszeniert ein in der Realität angesiedeltes und auf wenige Orte reduziertes Kammerspiel. Überraschend für seine Fans, die von ihm Gruseliges mit dystopischem oder fantastischem Einschlag à la "The Host", "Snowpiercer" oder "Okja" erwartet hätten. Bong selbst bezeichnet seinen Film als "Familientragikomödie". Das zeugt von Bescheidenheit. Besser trifft es Familientragikomödie plus x, denn Bong Joon-ho hat noch einige Überraschungen in der Hinterhand.

"Die Zuschauer begannen, an sich zu riechen"

"Parasite" stellt die Frage, ob das Zusammenleben von Arm und Reich im kapitalistischen System als symbiotische Beziehung möglich ist oder zwangsläufig zu parasitärem Verhalten und den damit verbundenen Kollisionen führen muss. Dabei bleibt der Film fair gegenüber der Familie Park, die er als höfliche, sich redlich um einen respektvollen Umgang mit den Angestellten bemühende Menschen zeigt, die aber trotzdem nicht über den Tellerrand ihres Kosmos blicken wollen und können. Seine Sympathien aber gelten den Underdogs. "Ich habe den Film für Zuschauer in Südkorea gemacht, die diese Orte kennen und sich selbst vielleicht auch schon mal in einer finanziell prekären Lage befanden", sagte Bong im Sommer im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau. Universell ist sein Film dennoch. Trotzdem: Vielleicht auch, um ein größeres internationales Publikum zu erreichen, will Regisseur Bong "Parasite" auch zur Fernsehserie machen, gemeinsam mit Filmemacher Adam McKay ("Vice - Der zweite Mann") und dem Bezahlsender HBO.

Das Thema von "Parasite", die gespaltene Klassengesellschaft, beschäftigt Bong, einen ehemaligen Studenten der Soziologie und des Films, schon seit seinem Langfilmdebüt "Hunde, die bellen, beißen nicht" aus dem Jahr 2000. Der sich in Gewalt entladende Frust richtete sich damals allerdings noch gegen Menschen in der eigenen unteren Schicht. Trotz dieser Vorliebe für sozialkritische Stoffe hat sich der Regisseur nie auf ein Genre festlegen lassen. In "The Host" (2006) etwa erzählte Bong ein Kapitel aus der neueren Geschichte seines Landes als Horrorfilm über ein Menschen fressendes Monster. Mit der ungewöhnlichen Mischung begeisterte er damals nicht nur die Kritiker, sondern etablierte sich in Südkorea auch als einer, der die Massen ins Kino locken kann - "The Host" wurde einer der erfolgreichsten Filme des Landes. Und seit er für Hollywood das Science-Fiction-Drama "Snowpiercer" (2013) drehte und für Netflix "Okja" (2017), einen Film über ein gentechnisch verändertes Super-Schwein, muss er sich um Budgets keine Sorgen mehr machen. "Meine Filme haben sich weltweit gut verkauft. Dieser Erfolg ermöglicht mir kreative Freiheit, und ich muss nicht mehr auf das Geld schauen. Im Gegenteil, mir werden große Projekte mit großen Budgets angeboten", erklärte Bong im Interview mit der teleschau.

Wie sehr das Publikum auch emotional auf "Parasite" ansprang, zeigten Reaktionen mancher Zuschauer nach dem Film, so Bong: "Sie begannen, an sich zu riechen." Denn wie er in seinem Film zeigt, kann man zwar mit der richtigen Kleidung sein Aussehen an die Welt der Reichen anpassen, nicht aber seinen Geruch. Den Duft der Armut wird man nicht los; er überschreitet die unsichtbaren Mauern, die zwischen den Klassen gezogen wurden.

"Parasite" läuft aktuell noch in vielen deutschen Kinos. Am Donnerstag, 13. Februar, startet der Film außerdem in einer schwarz-weißen Version.

Von teleschau

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