Uwe Friedrichsen
Ein gerüttelt Maß gelebtes Leben
Große Trauer um einen der beliebtesten Charakterköpfe der deutschen Film- und Fernsehlandschaft: Mehr als ein halbes Jahrhundert lang war Uwe Friedrichsen als Schauspieler und Synchronsprecher aktiv. Er spielte 1960 in Gustaf Gründgens' weltberühmter "Faust"-Verfilmung, er war der Zollfahnder Zaluskowski im ARD-Seriendauerbrenner "Schwarz Rot Gold", und er lieh internationalen Stars wie Peter Falk, Gérard Depardieu und Donald Sutherland seine markante Stimme. Jetzt ist der Hanseat im Alter von 81 Jahren im UKE-Krankenhaus seiner Heimatstadt Hamburg gestorben. Wie "Bild" berichtet, erlag er den Folgen eines Krebsgeschwürs im Kopf.

Uwe Friedrichsen, 1934 im Hamburger Bezirk Altona geboren, machte dem Willen seiner Eltern zuliebe zunächst eine kaufmännische Lehre. Den Schauspielberuf hatte er aber seit jeher fest als Ziel vor Augen. Selbst als er an der Schauspielschule und von mehreren Lehrern abgelehnt wurde, gab er nicht auf. "Qualität setzt sich durch", kommentierte er seine Karriereanfänge vor Jahren im Interview. "Ich vergleiche das immer mit einem Korken, den man unter Wasser hält. Wenn man ihn loslässt, springt er hoch."

Friedrichsen sprang gewaltig hoch. Mit 22 Jahren holte ihn Gustav Gründgens an das Hamburger Schauspielhaus. Acht Jahre blieb er in dessen Ensemble. Zugleich fing die Fernseharbeit an. 1977 entdeckte ihn Herbert von Karajan fürs Musical und vermittelte ihn in einer Sprechrolle an die Mailänder Scala. Doch erst mit seiner großen Fernsehpräsenz, insbesondere in den 80er- und 90er-Jahren, wurde er populär wie nie zuvor: von der "Sesamstraße" (Rolle: Uwe) bis zur Krimiserie "Der Alte", vom Dieter-Wedel-Sechsteiler "Der König von St. Pauli" bis zu seinem wohl bekanntesten Part als Zollfahnder Zaluskowski in "Schwarz Rot Gold". 14 Jahre lang lief die Erfolgsserie im Ersten, von 1982 bis 1996.

Einer möglichen Karriere im Ausland hat Friedrichsen laut eigener Auskunft nie nachgetrauert. "Ich lebe gern in Deutschland, habe eine wundervolle Frau und ein herrliches Kind. Warum in die Ferne schweifen ...?" Ihm komme es "nicht auf die Sprache an, in der gedreht wird, sondern auf die Qualität".

Bei den Dreharbeiten zur Serie "Elefantenboy" lebte Friedrichsen 1973 ein Jahr in Ceylon. "Dort bin ich der buddhistischen Kultur begegnet. Die Mönche sind unglaublich gebildet, stehen mitten im Leben", erinnerte er sich Jahre später. Das habe wohl auch seine Lebenseinstellung, einen gesunden Fatalismus, geprägt. "Ich glaube, dass einem privat und beruflich die Dinge immer zum richtigen Zeitpunkt passieren. Ich bin generell ein vom Glück begünstigter Mensch, auch wenn ich durch viele Tiefpunkte hindurch bin." Aber auch den schlechten Zeiten gewann er Positives ab: "Dadurch wird man geprägt. Für die Arbeit an der Rolle braucht man ein gerüttelt Maß an Erfahrung, gelebtem Leben."

Uwe Friedrichsen, der sich als bekennender Sozialdemokrat auch politisch engagierte, hinterlässt eine Tochter aus erster Ehe mit der Schweizer Schauspielerin Nathalie Emery, sowie seine zweite Ehefrau Ute. Mit ihr lebte er zuletzt in Seevetal bei Hamburg.

Von Johann Ritter

Impressum

Das Kinomodul der teleschau verbindet hochwertige Kritiken, Interviews, News und Trailer mit regionalen Kinodaten.

Die technische und inhaltliche Pflege übernimmt teleschau für Sie. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme:

teleschau - der mediendienst GmbH
Landsberger Straße 336
D-80687 München
Tel.: +49/89/143419-0
marketing@teleschau.de
Web: http://www.teleschau.de
Impressum: Impressum