Pasquale Aleardi
"Man kann mit Liebe nicht viel kaputt machen"
Pasquale Aleardi muss sich vorkommen wie in einer Zeitmaschine. Eine, die rasant auf Zukunft eingestellt wurde. Vor einem Jahr wurde der Schweizer Schauspieler mit griechisch-italienischen Wurzeln erstmals Vater. Nun muss er sich schon mit der Pubertät herumschlagen - jener Zeit, in der Hormone und Synapsen-Neuverschaltung dafür sorgen, dass sich Kinder von ihren Eltern lösen. In der sehr gelungenen TV-Fassung von Jan Weilers Romanreihe "Das Pubertier" (Donnerstag, 07.09., 20.15 Uhr, ZDF) spielt der 46-Jährige den Vater der Titelheldin. Einer, der durchaus ins moderne Männerbild passt, denn der softe Familienmensch will seinen Lieben gefallen. Aber ist man so auch glücklicher? Ein Gespräch über Vaterbilder früher und heute sowie eine noch ausstehende Begegnung mit Jan Josef Liefers, der den Vater des "Pubertiers" gerade im Kino spielte.

teleschau: Ihr Sohn ist gerade ein Jahr alt geworden. Haben Sie schon Angst vor der Pubertät?

Pasquale Aleardi: Nein, das wäre auch ein bisschen neurotisch. Neurotisch veranlagt ist Jan Maybacher - der Vater, den ich in der Serie spiele. Was da erzählt wird, kommt mir noch wahnsinnig weit weg vor. Ich muss immer noch realisieren, dass ich überhaupt Vater bin. Es kommt mir völlig überwältigend und, wenn ich hier im Interview sitze, surreal vor, wenn ich mich daran erinnere, dass ich zu Hause ein Söhnchen habe.

teleschau: Es war also keine Voraussetzung für die Rolle, dass Sie wie Ihre Spielpartnerin Chiara Schoras Erfahrung mit pubertierenden Kindern daheim haben?

Aleardi: Elterliche Erfahrung mit Pubertät können in der Rolle sicher nicht schaden. Aber wir sind Schauspieler und können uns Charaktere und Emotionen erarbeiten. Außerdem waren wir alle ja auch selber mal in der Pubertät.

teleschau: Der Vater des "Pubertiers" in Buch und TV-Serie will seiner Tochter gefallen. Früher waren Väter oft abwesend und streng. Welche Rolle ist leichter für den Mann, die alte oder die neue?

Aleardi: Das ist eine schwierige Frage. Ich erinnere mich daran, dass mein Vater ebenfalls klar zur alten Garde zählte. Das waren Männer, die ihre Liebe anders ausdrückten. Um zu zeigen, dass er mich liebte, schenkte mir mein Vater während meiner Pubertät einen Digitalwecker. Das war so ein Ding, das stöpselte man ein, und alles funktionierte automatisch. Trotzdem setzte sich mein Vater mit mir hin und erklärte mir das Gerät geschlagene 20 Minuten lang. Das war total süß.

teleschau: Ist es nicht dennoch ein Fortschritt, dass man als Vater seine Emotionen heute auch zeigen darf?

Aleardi: Auf jeden Fall. Aber letzten Endes ist man der Vater, der man ist. Ein Kind lebt und liebt mit dieser Situation. Mein Vater arbeitete sehr viel. Wir haben nicht so viel Zeit miteinander verbracht. Wenn ich meine eigene Kindheit mit der Situation vergleiche, in der ich als Vater bin, empfinde ich meine Lage als besser. Nach der Geburt meines Sohnes hatte ich gerade einen Film abgedreht und machte erst mal sechs Monate Pause. Dann kam "Das Pubertier", die Dreharbeiten dauerten drei Monate. In dieser Zeit habe ich meine Familie natürlich nicht ganz so oft gesehen. Für meinen Sohn hatte ich abends vielleicht ein Stündchen. Dafür steht jetzt ein gemeinsamer Urlaub mit der Familie in Griechenland an. Da verbringen wir wieder viel gemeinsame Zeit.

teleschau: Welche Sprache sprechen Sie mit Ihrem Sohn?

Aleardi: Ich habe jetzt angefangen, Griechisch mit ihm zu sprechen. Meine Frau spricht Schweizerdeutsch mit unserem Kind. Es ist ein wenig kompliziert bei uns, ich bin sechssprachig (lacht).

teleschau: Bekommt man mehr Vaterrollen, wenn man selbst Vater ist. Oder spielt man sie lieber?

Aleardi: Für mich ist es kein Faktor. Ich gehe immer danach, ob die Geschichte und das Drehbuch interessant sind. Ich habe Vaterrollen gespielt, lange bevor ich Vater wurde. Ich erinnere mich an einen "Tatort", in dem ich ein Vater war, der nicht mehr leben wollte, weil er sich für den Tod seiner Tochter verantwortlich fühlte. Schuld und Liebe, auch in ihrer krassen Form, kennt man auch, wenn man noch kein Kind hat. Neben der Qualität des Films ist mir aber auch die Abwechslung wichtig. Nach der Komödie "Das Pubertier" spiele ich nun wieder Krimi - und da einen Typen, der anders als der Vater des Pubertiers überhaupt nicht ängstlich ist (lacht).

teleschau: Können überengagierte Väter auch nerven?

Aleardi: Ich bin überzeugt davon, dass man sich nicht überengagierten kann. Zumindest kann man mit Liebe nicht viel kaputtmachen. Vielleicht fällt man mit seinem Engagement auf die Nase und kann - vor allem in der Pubertät - damit nerven. Aber es entstehen keine Katastrophen, nur weil man sein Kind und seine Familie aufrichtig liebt.

teleschau: Haben Sie sich Jan Josef Liefers im Kinofilm "Das Pubertier" angesehen oder mit ihm über die Rolle gesprochen?

Aleardi: Nein, noch nicht. Aber ich werde mir den Film sicher irgendwann ansehen. Ich kenne Jan Josef ein bisschen von gemeinsamen Terminen. Vor zehn Jahren spielten wir mal gemeinsam in "Die Sturmflut". Und ich war der Vater seiner tatsächlichen Tochter Lilly im Film "Wer liebt, lässt los". Sollten wir uns mal wieder über den Weg laufen, werden wir uns sicher darüber unterhalten, wie wir uns mit dem "Pubertier" fühlten.

teleschau: Und dann sieht man Sie wieder in der zweiten Staffel der Serie?

Aleardi: Darüber denke ich nach, wenn es sie geben sollte. Heute entscheidet allein die Quote darüber, ob es mit einem Projekt weitergeht. Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Serie eine tolle Qualität hat. Sie ist extrem gut geschrieben, das Team vor und hinter der Kamera ist ebenso hochklassig. Es macht verdammt viel Spaß, so zu arbeiten.

teleschau: Und Sie haben eine sehr überzeugende Hauptdarstellerin! So ein Talent, das eine ganze Serie tragen kann, ist nicht leicht zu finden, oder?

Aleardi: Es ist verdammt schwer. Ich habe schon oft mit Kindern gearbeitet. Wenn es gut läuft, spielen die Kinder so, wie sie auch ohne Kamera in einem kindlichen Spiel agieren würden. Dann ist das Arbeiten vor der Kamera einfach eine natürliche Verlängerung des kindlichen Spielens. Was bei Mia Kasalo, die das "Pubertier" spielt, so außergewöhnlich ist - sie kann jede Szene in einem Dutzend Schattierungen spielen. Eben so, wie es der Regisseur vorgibt. Das habe ich bei einer 13- oder 14-Jährigen noch nie gesehen. Das Mädchen ein absolutes Ausnahmetalent. Dazu kann sie improvisieren. Es macht sehr viel Freude mit ihr.

Von Eric Leimann

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