Lily James
"Musik ist das wertvollste Geschenk"
"Mamma Mia" wurde vor zehn Jahren zum Kinoerfolg: Der auf dem gleichnamigen Musical und der Musik von ABBA basierende Film spielte weltweit über 600 Millionen Dollar ein. Mit "Mamma Mia! Here We Go Again" (Kinostart: 19. Juli) geht die Geschichte nun weiter. Sophie (Amanda Seyfried) leitet inzwischen das Hotel ihrer Mutter Donna (Meryl Streep). Während beide auf die Eröffnung hinfiebern, erfährt Sophie mehr von Donnas Jugend. Gespielt wird die junge Donna von Lily James, die zuvor unter anderem in "Cinderella" und der Serie "Downton Abbey" vor der Kamera stand. Im Interview verrät die 29-jährige Britin, welche Rolle Musik in ihrem Leben spielte und warum Meryl Streep sie zum Weinen brachte.

teleschau: Frau James, haben die Dreharbeiten von "Mamma Mia! Here We Go Again" genauso viel Spaß gemacht, wie der Film selbst es tut?

Lily James: Im Ernst, ich hatte eine der besten Zeiten meines Lebens! Da war so viel Freude und Spaß involviert. Auf einem Strand in Vis ABBA zu singen, gehört auf jeden Fall zu den besten Dingen, mit denen man seine Zeit so verbringen kann.

teleschau: Haben Sie sich wie ein Popstar gefühlt?

James: Ich reiste nach Schweden, um mit Benny und Björn von ABBA den Soundtrack aufzunehmen, und während ich ein paar Tage mit ihnen verbrachte, fühlte ich mich schon wie ein Popstar. Ich hatte im Studio meine Kopfhörer auf, und die beiden saßen hinter der Scheibe im Kontrollraum. Ich gab definitiv vor, ein Popstar zu sein (lacht).

teleschau: Wann haben Sie "Mamma Mia" das erste Mal gesehen?

James: Das war auf der Bühne. An meinem Geburtstag luden meine Eltern mich jedes Jahr zu einem Musical im Londoner West End ein. Sie sagten mir vorher nicht, wohin wir gehen würden. Wir nahmen den Zug nach Waterloo, liefen zum West End, bis wir vor dem Theater standen. "Mamma Mia" sah ich sogar mehrere Male, und ich liebte einfach alles daran.

teleschau: Ihr Vater war Musiker. Spielte Musik bei Ihnen zu Hause immer eine Rolle?

James: Das tat sie, und mein Vater liebte ABBA. Er machte immer Mix-Kassetten mit seinen Lieblingssongs, und ABBA waren darauf stets vertreten. So habe ich ihre Musik das erste Mal gehört. Es war definitiv der Einfluss meines Vaters, dass ich selbst eine Leidenschaft für Musik, für das Singen und Performen entwickelte.

teleschau: Können Sie beschreiben, was Musik so wertvoll macht?

James: Sie verbindet uns, sie bewegt uns - im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn man ABBA hört, kann man gar nicht anders als tanzen. Musik erzählt Geschichten, durch sie versteht man Menschen. Musik ist das größte Geschenk, das man jemandem machen kann. Im Laufe meines Lebens haben Freunde, Partner und meine Familie immer wieder Musik mit mir geteilt, und das ist wirklich das wertvollste Geschenk.

teleschau: Ihr Vater verstarb 2008. Haben Sie die Rolle in diesem Film auch für ihn angenommen?

James: Alles, was ich in meinem Leben tue, ist auf eine Art für ihn. Also ja, ich glaube schon.

teleschau: Der erste Teil von "Mamma Mia" war ein großer Erfolg, das schürt Erwartungen. Obendrauf schlüpfen Sie mit der Rolle der jungen Donna in die Fußstapfen von Meryl Streep. Machte Sie das nervös?

James: Die Vorstellung, Donna nicht gerecht zu werden, hat mich sehr eingeschüchtert. Was, wenn es mir nicht gelingen würde, etwas von ihr einzufangen, das einen glauben lässt, dass später einmal diese auf jede Art großartige Frau aus ihr wird? Um diese Angst zu überwinden, habe ich sehr hart gearbeitet, indem ich versucht habe, von Meryl zu lernen - vor allem als Donna Sheridan, aber auch in einigen ihrer älteren Filme. Ich habe es genossen, mir die alle anzusehen. Das war wirklich inspirierend.

teleschau: Hat Meryl Streep Ihnen irgendwelche Tipps mit auf den Weg gegeben?

James: Nicht wirklich, denn als ich sie das erste Mal traf, war der Großteil des Films schon abgedreht. Aber sie war wirklich cool und auf eine entspannte Art unterstützend.

teleschau: Wie war es, die gemeinsame Szene mit ihr zu drehen?

James: Sehr emotional. Ich hörte sie singen und wusste, dass ich sie gleich treffen würde. Ich musste weinen und versuchte, auf cool zu machen. Sie hat so eine gespenstisch schöne Stimme, vor allem in dem Song. Und die Tatsache, dass ich zu singen anfange und sie dann übernimmt - wenn ich mir die Szene jetzt angucke, fühlt es sich surreal an. Ich kann nicht glauben, dass ich im selben Film bin wie Meryl Streep.

teleschau: Meryl Streep ist ein gutes Beispiel für eine wirklich starke Frau, die man bewundern kann - was im Grunde das Thema des ganzen Films ist: Es geht irgendwie auch um die Ermächtigung von Frauen, oder?

James: Das stimmt, es geht um Unabhängigkeit. Donna schreibt ihre eigenen Regeln, sie lebt das Leben, wie ihr es passt, und entscheidet, ihre Tochter allein auf einer Insel großzuziehen. Diese Bindung zwischen Mutter und Tochter, diese Stärke, dass sie das alleine schafft, und die Liebe und Schönheit, die daraus resultiert, ergeben eine wunderbare Geschichte. Ich genoss jede Sekunde, in der ich Donna spielen durfte. Auch die Freundschaft zwischen Donna, Tanya und Rosie ist unglaublich stark. Der Film feiert all die Schönheit und Verrücktheit von uns Frauen.

teleschau: Einer Ihrer letzten Filme war "Baby Driver" mit Kevin Spacey, #MeToo und die "Time's Up"-Bewegung folgten. Ist die Botschaft von "Mamma Mia" in den heutigen Zeiten umso wichtiger?

James: Das war immer wichtig und wird immer wichtig bleiben. Frauen sollten in Filmen genauso repräsentiert werden, wir sollten Geschichten über Frauen erzählen, denn die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen. Und wir müssen uns so in Filmen porträtieren, dass wir stolz wären, sie mit unseren Freundinnen oder Töchtern anzuschauen. Vor allem jetzt, wo die Diskussion kulturell und global so im Vordergrund steht, war es toll, einen Film mit so starken Frauen zu machen.

teleschau: Die junge Donna bricht nach der Schule einfach aus, um sich selbst zu finden. Können Sie diesen Wunsch nachvollziehen?

James: Ich hatte immer den Wunsch, die Welt zu sehen. Ich konnte es kaum erwarten, zu reisen, und war hungrig. Dazu war ich recht furchtlos und liebte es, an neuen Orten zu sein, mich mit neuen Leuten zu umgeben und meine Komfortzone zu verlassen. Einmal reiste ich mit einer Freundin für einen Monat nach Indien. Ich hatte eine großartige, wilde Zeit, während ich diese andere Welt erkundete. Aus der Sicht, als ich 20 war, kann ich mich also sehr gut mit den Wünschen von Donna identifizieren.

teleschau: Heute sind Sie ziemlich eingespannt, Ihre Karriere nahm in den letzten Jahren stark an Tempo zu. Wünschen Sie sich manchmal, Sie könnten wieder ausbrechen?

James: Ich bin gerade an eine natürliche Pause gekommen: Zuletzt habe ich einen Film mit Danny Boyle und Richard Curtis gedreht - eine tolle Sache, der Film dreht sich um die Musik der Beatles. Es ist kein Musical, aber es geht um Musik. Morgen ist mein letzter Drehtag, und ich glaube, ich möchte jetzt mal für eine Weile abschalten, die Welt erkunden und einfach gucken, wie es sich anfühlt, ich zu sein - statt Hunderte andere Charaktere zu spielen.

teleschau: In unserer Gesellschaft wird eher erwartet, dass man immer weiter macht, oder?

James: Als Schauspielerin hat man immer die Sorge, dass man irrelevant wird, wenn man aufhört zu arbeiten. Kennen Sie den Film "Nothing Like A Dame" mit Judi Dench und Maggie Smith? Die beiden sprechen darin im Grunde über ihr Leben, und Maggie Smith sagt: "Wenn du Zweifel hast, lass es." Im Nein steckt so viel Kraft. Ich glaube, man muss mutig sein und seine Karriere und sein Leben selbst in die Hand nehmen.

teleschau: Sie werden nächstes Jahr 30 ...

James: Ich habe mir nie viele Gedanken über das Älterwerden gemacht. Ich fühlte mich sowieso schon immer älter, als ich war, sehe aber jünger aus. Ich freue mich irgendwie drauf, in eine neue Phase des Lebens einzutreten und meine Zwanziger hinter mir zu lassen. Anderseits: Es gibt noch ein paar Dinge, die ich vorher machen will!

teleschau: Zum Beispiel?

James: Bisher ist die Liste sehr albern. Ich möchte unbedingt ins Berghain ins Berlin.

teleschau: Das sollte doch machbar sein.

James: Es ist doch aber so schwer, da reinzukommen. Man muss cool sein und sich mit Musik auskennen. Man kann nicht bloß sagen: "Ich bin aber Schauspielerin." Dann heißt nur: "Ja und ..?"

Von Nadine Wenzlick

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