Zum Tode Doris Days
Zum Tode Doris Days: Das amerikanische Reinheitsgebot
Jedes Jahr am 3. April widmete der regionale Radiosender Magic 63 AM sein Programm dem berühmten Geburtstagskind Doris Day. Aus ihrer Villa im kalifornischen Carmel, wo sie mit ihren Tieren lebte, meldete sie sich alljährlich selbst zur Radio-Geburtstags-Show zu Wort: am Telefon. Und wenn dabei ihre unverwechselbare Samtstimme vor Rührung zitterte, dann musste auch der alternde Moderator an sich halten, damit nicht eine Träne in seinen weißen Schnauzbart tropfte. Im April des kommenden Jahres wird das Telefon still bleiben. Doris Day, Star aus romantischen Kinokomödien wie "Bettgeflüster" (1959) und "Ein Pyjama für Zwei" (1961), ist mit 97 Jahren verstorben.

"Amerikas reine Jungfrau. Das Mädchen von nebenan. Sorgenfrei und übersprudelnd vor Glück. Dieses Image ist - das versichere ich Ihnen - eine größere Illusion als jede Filmrolle, die ich jemals gespielt habe." So hielt es Doris Day selbst im ihrem öffentlichen Ansehen. Und doch war sie auf dem Gipfel ihres Ruhms nun mal blond, hübsch, stupsnasig und sommersprossig. Die Verkörperung der amerikanischen Vorzeige-Ehefrau. Und darum durfte sie auch eines nie sein: sexy. Sie spielte in vielen hochklassigen, herzerfrischenden Komödien an der Seite vieler Weltstars. Ihr eigenes Leben hielt ihrem Image nicht stand, oder hielt es nicht aus. Ihre vier Ehen scheiterten allesamt, zuletzt lebte sie zurückgezogen aus der Öffentlichkeit in Kalifornien im Kreise ihrer Liebsten - einer großen Hundeschar.

"Ich habe immer gesagt, dass das Alter nur eine Zahl ist"

Im November 1991 behauptete das US-Boulevard-Blatt "Globe", Doris Day sei gesehen worden, als sie Mülltonnen nach verwertbaren Essensresten für ihre Vierbeiner durchsuchte. Das aber war nur die Spitze einer Gerüchteküche, die sie abwechselnd als nicht mehr zurechnungsfähig oder unheilbar krank beschrieb. Zutreffend war, dass sie sich vom Hollywoodrummel zurückgezogen hatte. Mit Cary Grant am Pool liegend, David Niven Küsschen gebend, lächelnd an der Schulter von Rod Taylor, Rock Hudson am Halstuch nestelnd, alles natürlich nur im Film, das war einmal.

Als Doris Kappelhof wurde Doris Day am 3. April 1922 als Kind deutscher Einwanderer in Cincinnati, Ohio, geboren. 1922 wohlgemerkt, nicht 1924, wie lange Jahre fälschlich angenommen wurde. Erst 2017 entpuppte sich ihr 93. Geburtstag überraschend als 95. Die Nachrichtenagentur AP hatte eine Geburtsurkunde aufgespürt, die das wahre Geburtsjahr der Diva verriet. Die kommentierte den Fund mit gebotener Nonchalance: "Ich habe immer gesagt, dass das Alter nur eine Zahl ist, und ich habe mich um Geburtstage nie wirklich geschert", beschied sie: "Aber es ist toll, endlich zu wissen, wie alt ich wirklich bin." Days Sprecher Charley Cullen erklärt sich das Ganze so: "Die Geschichte, die ich gehört habe, ist, dass Doris in jungen Jahren für eine Rolle vorgesprochen hat und ihr Alter in einem Dokument falsch aufgeschrieben wurde. Wir wissen nicht, ob das stimmt, falls es aber so war, könnte der Fehler all die Jahre schlichtweg überdauert haben."

Unbestritten hingegen ist der Umstand, dass Tanzen und Singen schon in Kindertagen der Traum der Doris Day war. Ihrem ersten Hit "Day after Day" entlehnte sie ihren Künstlernamen. Hollywood wurde auf sie aufmerksam, 1948 gab sie 24-jährig ihr Debüt in dem Musikfilm "Zaubernächte in Rio". Ihre weiteren Filme sind Hollywoodgeschichte: "Spion in Spitzenhöschen", "Bettgeflüster", "Mitternachtsspitzen", "Calamity Jane" ...

"Sie hat ihre Hunde besser behandelt als mich"

Doch vor den Hunden kam nicht nur die Karriere, sondern auch die Männer. Zumindest vier sind verbürgt: Mit Al Jordan, George Weidler, Marty Melcher und Barry Comden gab sie sich das Ja-Wort. Alle Beziehungen scheiterten, Days dritter Gatte, Marty Melcher, brachte ihr gesamtes 50-Millionen-Dollar-Vermögen durch. Aus ihrer ersten Ehe ging Sohn Terry hervor. Das Scheitern ihrer vierten Ehe begründete ihr Ex-Mann Comden mit: "Sie hat ihre Hunde besser behandelt als mich." Er sei mit Dosensuppe abgespeist worden, wogegen die Hunde Filet serviert bekommen hätten.

Danach stand kein Mann mehr zwischen Doris Day und ihren Hunden, deren kolportierte Anzahl zwischen 17 und 55 schwankte. Hunde sind eben treue, geduldige Freunde. In ihrem Kreise starb die große Diva am 13. Mai in Carmel Valley Village, Kalifornien, mit - wir wissen es, "nur eine Zahl" - 97 Jahren.

Von Jasmin Herzog

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