Anthony Quinn starb vor 20 Jahren
Der kompromisslose Künstler
Als Alexis Sorbas tanzte er den Sirtaki, als Quasimodo läutete er die Glocken von Notre-Dame und als Auda Abu Tayi kämpfte er an der Seite von Lawrence von Arabien: Anthony Quinn, der talentierte Künstler, der Frauenheld, der Entertainer Hollywoods, starb am 3. Juni vor 20 Jahren. Blühend, spritzig, tanzend, singend behält man ihn seit seinem Tod im Jahr 2001 in Erinnerung.

Unter dem Namen Antonio Rodolfo Quinn Oaxaca wurde Quinn 1915, während der Revolution in Mexiko, als Sohn eines halbirischen Vaters und einer mexikanischen Mutter in einem Ort namens Chihuahua geboren. Früh siedelte die Familie nach Kalifornien um, früh starb auch sein Vater nach einem Autounfall im Jahr 1927.

Als kenne die amerikanische Karriere nur einen Verlauf, verdiente der junge Anthony als Schuhputzer, Zeitungsjunge und gelegentlich sogar als Boxer das Geld für die Familie. Bald entwickelte er seine Leidenschaft für die Künste, die sein Leben bestimmen sollten: "Kunst ist das, ohne was wir nicht leben können", ist die einzig gültige Definition, die er dafür gefunden hat und einem Professor aus Boston abschaute. Lange bevor er 1936 sein Spielfilm-Debüt in "The Milky Way" gab, startete er eine Karriere als Bildhauer.

Quinn gründete eine Band, übte sich als Saxofonspieler. Als seine Zunge operiert werden musste, nahm er Sprachunterricht und entdeckte die Leidenschaft für die Schauspielerei. 19-jährig gab er in einem Stück namens "Clean Beds" sein Theaterdebüt an der Seite von Mae West.

Ein Mann der Frauen

Überhaupt schien er die großen Frauen des Business alle gekannt zu haben - viele davon sogar besser. Affären unter anderem mit Liz Taylor und der Bergman wurden ihm nachgesagt. Das Jawort gab er jedoch 1937 schon früh in seiner Karriere Cecil B. DeMilles Adoptivtochter Katherine. "Aus Liebe", betonte er immer gerne, keineswegs aus Karrieresucht. Denn bis zu diesem Zeitpunkt war es mit dem Erfolg für ihn nicht allzu gut bestellt.

Als Nebendarsteller schlug er sich durch, und schon damals galt das, was ihn sein Leben lang verfolgte: Man gab ihm die Rollen der Außenseiter, der Outlaws, die dem dem amerikanischen Heldenbild widersprachen. Seine Entsprechung hatte dieses Klischee jedoch auch im Privaten: Zeit seines Lebens sagte man Quinn persönliche Beziehungen mit Mafiagrößen wie Frank Costello nach.

Als Quinn 1947 am Broadway die Hauptrolle als Nachfolger von Marlon Brando in "Endstation Sehnsucht" übernahm, geriet seine große Karriere in Fahrt. Auf einmal passte alles: Im selben Jahr bekam er offiziell die amerikanische Staatsbürgerschaft. Für seine Nebenrolle in "Viva Zapata" erhielt er 1952 einen Oscar, ein weiterer folgte 1956 für die Rolle des Paul Gaugain in "Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft". Indes: Seine wirklich großen Darstellungen, wie etwa in Fellinis "La Strada" (1954), in "Alexis Sorbas" (1964) oder im "Glöckner von Notre Dame" (1956), blieben unbelohnt.

Doch es sind ohnehin nicht die Preise, an die sich Anthony Quinn erinnerte - oder an denen er gemessen wurde. Es ist die Kunst selbst, bewertet nach eigenen Maßstäben, die ihm zeit seines Lebens das wichtigste war. Schon 1987 erhielt Quinn den Golden Globe für sein Lebenswerk. Der bemerkenswerte Umstand, dass jener "Cecil B. DeMille Award" nach der Adoptivmutter seiner ersten Liebe benannt war, führt den ewigen Zeitraum vor Augen, in dem Quinn zu den ganz Großen zählte.

Mehr als 100 Filme

Bis Mitte der 90-er war er in über 100 Filmen zu sehen, darunter in so unterschiedlichen wie dem Biopic "Stradivari" (1988), der Komödie "Mama, ich und wir zwei" (1991) oder dem Schwarzenegger-Spektakel "Last Action Hero" (1993). Nachdem er sich ab Ende des Jahrzehnts zur Altersruhe nach Rhode Island zurückgezogen hatte, drehte er bis kurz vor seinem Tod 2001 noch einen letzten Film. Das Mafiadrama "Avenging Angelo" erschien posthum, nachdem der an Kehlkopfkrebs erkrankte Quinn in Boston an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben war.

Noch im hohen Alter versuchte sich Quinn als Maler, gar als Bildhauer sowie Schmuck- und Uhrendesigner. Auch damit hatte er Erfolg. Ebenso natürlich als Vater seiner, zumindest offiziell, zwölf Kinder. Zwei davon hatte er mit seiner ehemaligen Sekretärin Kathy Benvin, mit der er von 1997 bis an sein Lebensende liiert war. Noch 81-jährig wurde er mit ihr Vater eines Sohnes.

Dickköpfig war er, das gab er zu, auf Kompromisse ließ er sich nie ein. Einen schloss er aber doch: Der Mann, über den Fellini einst sagte, er sei der "beste Schauspieler, den ich kenne", wollte eigentlich Architekt werden. Ein Künstler in jeder Hinsicht eben, durch und durch.

Von Maximilian Haase

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