Die Erfindung der Wahrheit
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 06.07.2017
Regisseur: John Madden
Schauspieler: Jessica Chastain, Mark Strong, Sam Waterston
Entstehungszeitraum: 2016
Land: USA / F
Freigabealter: 12
Verleih: Universum
Laufzeit: 133 Min.
Dirty Lizzy
Politik ist ein schmutziges Geschäft, und Donald Trump, der Regent im Weißen Haus, macht diese Ahnung seit Beginn seiner Amtszeit einmal mehr zur Gewissheit. Wer zahlt, schafft an, und der Rest der Welt hat sich zu fügen. Demokratie war gestern. Insofern hat John Maddens Thriller "Die Erfindung der Wahrheit" eine brisante Aktualität, weil er die politische Maschinerie, die wirtschaftlichen Interessenverflechtungen und die Rolle der Lobbyisten in Washington durchleuchtet und sezierende Innenansichten liefert, die von der Realität nicht allzu weit entfernt sein dürften.

Elizabeth Sloane (Jessica Chastain) ist eine einflussreiche Lobbyistin, hochgradig berechnend und manipulativ: "Lobby-Arbeit bedeutet Voraussicht, die nächsten Schritte deines Widersachers vorauszuahnen." Insofern ist sie perfekt geeignet für den Job, dem sie sich mit Haut und Haaren verschrieben hat. Im Notfall hilft sie auch mit Aufputschmitteln nach, um weiter knallhart performen zu können. Als sie jedoch mithelfen soll, dass ein strengeres Gesetz zum Waffenbesitz nicht durchgesetzt wird, wechselt die taffe Sloane mit vier Mitgliedern ihres bisherigen Teams die Seiten. Fortan arbeitet sie für die kleine Firma des Idealisten Rodolfo Schmidt (Mark Strong aus "Dame, König, As, Spion"), die das neue Gesetz im Senat durchsetzen will.

Die Kampagne gegen übermächtige Waffenlobby scheint aussichtslos, aber Sloane ist ein Siegertyp; um zu gewinnen, greift sie ungeniert zu drastischen Methoden: Lügen, illegale Abhöraktionen und die rücksichtslose Instrumentalisierung eines früheren Waffenopfers sind nur ein paar Beispiele, die deutlich machen, dass sie Grenzen ungeniert überschreitet, wenn es der Sache dient. Ob es ihr wirklich um das geplante Gesetz oder vielmehr um den persönlichen Triumph geht, weiß man als Zuschauer nie. Die Gefühle ihrer Mitmenschen, die sie mit zuverlässiger Regelmäßigkeit brüskiert, interessieren sie jedenfalls nicht im Geringsten: "Ihren Gefühlen bin ich nicht verpflichtet." Mit ihrer Art ist Elizabeth Sloane bisher weit gekommen, doch am Ende muss sie sich vor einem Untersuchungsausschuss unter Vorsitz des ambivalenten Senators Sperling (John Lithgow, "The Crown") verantworten und sieht sich sogar mit einer Gefängnisstrafe konfrontiert.

John Madden, der Regisseur von Oscarabräumer "Shakespeare in Love" (1998), erzählt die politisch brisante Geschichte mithilfe von Rückblenden; vom parlamentarischen Verhör kehrt er immer wieder zurück zu den vorangegangenen Ereignissen. "Die Erfindung der Wahrheit" inszeniert er dabei als klassischen Politthriller, mit scharfzüngigen, dezidierten Dialogen und komplexen Informationen und Fakten, die man als Zuschauer nicht alle verstehen muss. Denn die Botschaft ist ja klar: Hier geht es um ein zynisches Business, um perfide Schachzüge und Menschen verachtende Mechanismen.

Letztlich dreht sich in diesem intelligent gemachten Film alles um die Figur der Elizabeth Sloane, die Jessica Chastain mit einer unglaublichen, oscarreifen Präsenz verkörpert und dabei eine skrupellose Entschlossenheit an den Tag legt, wie man sie schon aus Kathryn Bigelows Terror-Thriller "Zero Dark Thirty" (2012) kennt. Eine bemerkenswerte Performance, bei der die eigentliche Thematik, nämlich der Umgang mit Waffenbesitz in den USA, allerdings etwas unter den Tisch fällt.

Von Heidi Reutter

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