Meine teuflisch gute Freundin
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 28.06.2018
Regisseur: Marco Petry
Schauspieler: Emma Bading, Janina Fautz, Samuel Finzi
Entstehungszeitraum: 2017
Land: D
Freigabealter: 6
Verleih: Wild Bunch Germany GmbH
Laufzeit: 100 Min.
Emma Bading
"Geht euren eigenen Weg!"
Aufgepasst, hier kommt Emma Bading! Die 20-Jährige ist auf dem besten Wege, ein Star zu werden, wie sie in der Kino-Komödie "Meine teuflisch gute Freundin" von Marco Petry erneut unter Beweis stellt. Andererseits: Bading kommt aus einer Schauspielerfamilie und war nicht nur schon zweimal für den Deutschen Förderpreis Schauspiel, sondern auch für den renommierten Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsschauspielerin in dem Film "1000 Arten Regen zu beschreiben" nominiert. Beim Interview in München zeigt die sympathische Berlinerin eine für ihr Alter erstaunliche Reife und Weitsicht. Auch optisch überrascht sie: Ihre langen roten Haare sind inzwischen einem blonden Kurzhaarschnitt gewichen.

teleschau: Sie haben Ihre Haare abgeschnitten! Warum diese Typ-Veränderung?

Emma Bading: Die waren so kaputt nach dem Film. Die rote Farbe ging nicht mehr raus, erst waren sie orange, dann gelb. Dann habe ich sie mir einfach abrasiert! Ich kann nur sagen, das war eine geile Erfahrung, ich hatte vorher nicht den Mut dazu.

teleschau: Sie spielen in "Meine teuflisch gute Freundin" Ihre erste Hauptrolle - hatten Sie Angst?

Bading: Es war schon schwer am Anfang. Besonders die Vorbereitung auf die Rolle - zumal das ja ein ganz neuer Charakter war, dem man gerecht werden musste. Daher waren die Proben sehr langwierig. Andererseits hat das auch viel Spaß gemacht, weil man sehr viel von sich selbst reinbringen und auch sehr kreativ sein konnte.

teleschau: Was genau war denn für Sie so schwierig an dieser Rolle?

Bading: Das Problem bei Lilith ist ja, dass sie unmenschlich und bis dato nie unter Menschen gewesen ist. Also mussten wir uns überlegen, was sie von den normalen Menschen unterscheiden könnte. Und da habe ich mir ein paar Sachen ausgedacht, was sie für Macken haben könnte, auch körperlich. Zum Beispiel wie sie geht, was ihre Hände tun. So kleine Sachen, anhand derer man merkt, die ist nicht ganz normal. Und das umzusetzen ist schwierig, wenn man ein ganz normaler Mensch ist.

teleschau: Wie viel Emma steckt in dieser teuflischen Lilith?

Bading: Ich würde sagen, ihre Durchsetzungskraft, ihr Willen, das zu schaffen, was sie sich vorgenommen hat. Das habe ich auch sehr stark.

teleschau: Es hat sicher Spaß gemacht, mal so richtig fies sein zu dürfen - auch wenn es nur im Film ist ...

Bading: So was macht tierischen Spaß, klar. Da kann man so sein, wie es im echten Leben nicht erwünscht ist, weil es die Gesellschaft nicht toleriert. Jeder hat doch bestimmte Seiten, die er nicht gern zeigt, aber sie sind nun mal auch da. Außerdem ist Lilith ja eigentlich unten drunter ein sehr liebevolles Teufelskind ...

teleschau: Sie spielen die beste Freundin von Greta, einem sehr freundlichen, naiven Mädchen, das aber von den anderen Schülern ständig ausgegrenzt wird. Kennen Sie so etwas auch?

Bading: Das kenn ich! Ich weiß nicht, was ich in meinem Leben falsch gemacht habe, dass ich nie zu den "coolen" Geburtstagsfeiern eingeladen wurde. Keine Ahnung! Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Schule alle Kinder durch so einen riesigen Fleischwolf presst und wer sich dagegen wehrt, wird ausgestoßen. Aber man ist nie allein und findet immer mit ein wenig Mut und Sprungkraft seinen richtigen Weg und Gleichgesinnte.

teleschau: Sie haben die Schule frühzeitig abgebrochen. Wie haben Ihre Eltern darauf reagiert?

Bading: Schule ist ein sicherer Raum. Etwas, wo man sich ausprobieren kann. Das ist gut. Aber ich hatte mich genug ausprobiert! Ich wusste, was ich wollte und traute mir zu, das durchzuziehen. Wenn ein Kind so eine Kampfansage macht, dann sind Eltern nun mal skeptisch. Später haben sie gemerkt, dass ich finanziell unabhängiger wurde und aufblühte. Dann standen sie plötzlich beide hinter mir.

teleschau: Ihre Eltern sind ja auch Schauspieler. Offenbar haben Sie ihr Talent geerbt - bisher haben Sie es ganz ohne Schauspielschule geschafft.

Bading: Ja, ich versuche das jetzt erst mal so. Und wahrscheinlich habe ich ein gewisses Talent mitbekommen. Aber der Funke, den es noch braucht, dass man auch dran bleibt und das auch wirklich will, der kommt schon aus mir selbst.

teleschau: Lassen Sie uns über die Dreharbeiten sprechen. War es aufregend, mit einem Mädchenschwarm wie Emilio Sakraya oder Ludwig Simon zu spielen?

Bading: Ehrlich gesagt, fiebere ich da nicht so mit. Beide sind natürlich sehr charmant und es war lustig, mit ihnen zu arbeiten. Das war ja auch mein erster Jugendfilm, bei dem ich mit Gleichaltrigen gespielt habe. Insofern war es ein bisschen wie auf Klassenfahrt.

teleschau: Wie geht es denn jetzt weiter mit Ihrer Karriere? Welche Wünsche haben Sie?

Bading: Mein Karriereziel ist es, in Geschichten zu spielen, die eine Message haben, die auch was verändern wollen - und es gibt viel zu verändern in dieser Welt. Mein großer Traum ist es, selber Regie zu führen und meine eigenen Geschichten zu erzählen. Ich würde auch gern Vorbild sein für junge Mädchen, denen ich sagen will, geht euren eigenen Weg, habt keine Angst, tut es einfach!

teleschau: Das klingt sehr furchtlos - sind Sie das?

Bading: Was so Dinge wie Schulabbruch oder Haare abschneiden angeht, habe ich wenig Angst. Dafür bin ich ein kleiner Hypochonder, was Krankheiten angeht. Und die Angst und das Unwohlsein in leeren Hotelzimmern habe ich immer noch nicht überwunden.

teleschau: Gut, dass Sie nicht Hebamme geworden sind, wie Sie es mal vorhatten ...

Bading: Das war ein Kindheitswunsch, anderen Menschen zu helfen und Hoffnung zu bringen. Aber als Schauspieler ist man auch wie eine Hebamme, man bringt nur eine neue Figur zu Welt.

teleschau: Und was macht eine Emma, wenn sie nicht neue Rollen "gebiert"?

Bading: Ich male sehr gerne abstrakt, auch in großen Formaten. Das ist eine tolle Chance, um mit sich selbst in Dialog zu kommen. Was heute irgendwie in Vergessenheit gerät.

teleschau: Was ist denn Ihr Lebensmotto?

Bading: Ich will mutig durch die Welt gehen. Keine Angst haben vor Blockaden oder vor Menschen, die anders denken. Einfach offen bleiben und nicht einrosten. Dann bereue ich am Ende nichts.

Von Heidi Reutter

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